Gesichter einer Szene No.39

Meine erste Begegnung mit -K- fand 2010 im Gladhouse statt. Ich weiß nicht mehr, ob es beim Gig von Master im März, oder im Mai bei Six Feet Under war.
Jedenfalls stehe ich da so in Nähe der Bar, als mich so ein junger, bärtiger Mann ansprach: „Ehj, du siehst aus, als hättest du Ahnung von guter Musik!“. Ich war natürlich geschmeichelt, dass man mir das nun sogar ansieht, Ahnung von guter Musik zu haben, weshalb ich lächelte und sagte: „Stimmt“. „Dann musst du dir das hier mal anhören“, und hält mir eine CD im Cardsleeve entgegen. Ich nehme das Teil entgegen, lese den Schriftzug „Arroganz“ und sage:
„Cool, deine Band?“ „Jepp“, ist die Antwort, gefolgt von „dann bekomme ich vier Euro von dir!“ Hmm… ich hatte das Ding ja nun schon in der Hand, und fand das auch etwas übergriffig, zog aber grinsend meine Börse und nestelte nach dem Gelde, bei dem Gedanken, jetzt fast zwei Bier weniger zu haben.
Von wegen Promo. Ich hoffte, die Scheibe ist es wert. Stunden später in der heimischen Anlage stellte sich heraus: taugt was. Seither begeistert mich die Musik  der – ursprünglich – Cottbuser Band Arroganz. Zum Neiße Metal Meeting 2016 hatten wir die Jungs als Headliner engagiert, und natürlich möchte ich die Musiker der Band gern für meine Serie dabei haben, -K- sollte den Anfang machen.
An diesem Sonnabend hatte ich gerade ein Band Shooting mit Tormentor im JC Comet abgehalten, war nochmal eine Stunde zu Hause auf einen Kaffee und die Datensicherung, um hernach -K- vom Bahnhof in Guben abzuholen, da er mit dem Zug zur Show anreiste. Ich hatte vor knapp zwei Wochen ein Foto des Bahnhofgebäudes von Innen gesehen – selbst war ich schon lange nicht mehr im Gebäude gewesen – und sofort kam mir die Idee, -K- genau da zu fotografieren. Der Zug kam pünktlich, -K- steckt sich ’ne Kippe an, und ich erzählte von meinem Vorhaben. „Jut, mach’n wa so, aber erst muss ich mal ums Eck.” Derweil sich -K- eine stille Ecke an den hinteren Gleisen sucht, baue ich in der Bahnhofshalle schon mal die Lichtstative auf. Ich hätte gern die Uhr mit drauf, also dirigiere ich später mein Model solange, bis im Sucher beides adäquat zu sehen ist und noch etwas Platz bleibt, später die stürzenden Linien softwareseitig zu entfernen, die durch meine hockende Position mit Blick nach oben im Foto entstehen werden. Ein Blitz auf -K- und einen genau auf die Uhr, beide versteckt hinter der rechten dicken Säule, so wird das was. Wir feilen etwas am Posing und können uns recht bald auf eines der letzten Fotos einigen. Jetzt noch ein, zwei für die Kür und wir sind fertig. Fast. Ich möchte gern ein Making Of und dabei aber auch auf dem Foto sein. Dazu habe ich ein Stativ für die Kamera mit, welches nun so weit entfernt aufgestellt wird, dass die drei markanten Bögen der Halle, nebst uns und der mittigen großen Uhr, drauf zu sehen sind. Noch ein Funkauslöser in die Hand und ab dafür. Wir haben echt viel Spaß bei der Sache und packen dann all den Kram wieder ein.
Den Steckbrief wollen wir nachher bei einem Pils im Club ausfüllen, was natürlich doch nicht geklappt hat, unser Telefonat eine Woche später liefert mir die gewünschten Infos dann aber doch noch.
Das Neiße Metal Meeting war dann für alle Anwesenden ein geiler, relaxter Abend. Relaxed? Nach der Arroganz Show war ja noch ein Band Shooting mit den Jungs angesetzt, was ich trotz einiger bereits geflossener Biere ganz gut über die Bühne gebracht habe.
Meine Bedenken, ob das überhaupt eine gute Idee wäre , wischte -K- Stunden vorher mit der Bemerkung hinweg:
„Alter, das Rock’n Roll, wir werden doch wohl ein paar geile Fotos zustande bekommen!?”
Naja, haben wir ja dann auch 😉

Steckbrief:

-K-

Fan, Musiker, schreibt für den Metal Hammer, macht so Videokram

Was passiert eigentlich mit diesen Kindern, die von ihren Eltern schon frühzeitig an gute Musik herangeführt werden? Na hoffentlich, dass sie – auf eigenen Beinen im Leben stehend – die guten Traditionen weiter leben. So geschehen im Falle von – K-, dessen Eltern ihn als Kind gern zu Jazzkonzerten mitnahmen und welcher fürderhin sein erstes Instrument erlernte. Dabei blieb es freilich nicht, den auch K’s älterer Bruder kümmerte sich um den Heranwachsenden, dergestalt, dass er von ihm an die ersten harten Punk und Metal Scheiben herangeführt wurde. Hier sieht unserer Protagonist auch den eigentlichen Startschuss für die Liebe zum Metal. – K- nahm allerdings nicht die Abkürzung, sondern beschäftigte sich Anfangs mit all den Klassikern und Kultalben dieses Genres, um dann mit rasanter Geschwindigkeit den Härtegrad wachsen zu lassen. Es folgten die ersten Konzertbesuche mit Freunden im Muggefug, wo auch die Wiege zu den ersten zaghaften Versuchen als Musiker in Bands der hartem Gangart zu verorten sind. – K- wurde zum Musikjunkie – tief verwurzelt im Untergrund – Arroganz seine Wirkstätte.

spielt Bass, Gitarre und singt bei Arroganz

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kleine Bartparade 😉 – Making Of im Bahnhof Guben

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