Gesichter einer Szene No.18

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Gérard hat sich für sein Foto einen recht speziellen Ort ausgesucht, den selbst angelegten Steingarten seines Kumpels. Ich konnte mir darunter nun alles und nichts vorstellen, aber neugierig war ich auf alle Fälle. Zunächst treffen wir uns bei Gérard in der Wohnung und während er noch so ein Tässchen Kaffee schlürft, erzählen wir uns einen Schlag aus der Jugend, die ja bei uns durchaus viele Gemeinsamkeiten aufzuweisen hat. Berufsausbildung in der DDR, Diskothekenbesuche, der erste Kontakt mit Heavy Metal. Das, was bei mir Tears For Fears ausmachen, ist bei Gérard Billy Idol, und so gibt es unter großer Heiterkeit allerlei Anekdoten zu berichten. Nachdem so eine Stunde verstrichen ist, machen wir uns auf den Weg, nicht ohne vorher im angrenzendem Norma ein SixPack einzuholen. Unser Weg mit dem Auto raus aus Cottbus führt durch Kolkwitz und dann links ab ins “Niemandsland“. Die Straßen werden schmaler, die Häufigkeit von Gehöften nimmt ab, und nach ca. zwanzig Minuten ist es nur noch ein Feldweg, der zum Hof des Kumpels weist. Hier sagen sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht, Gérard berichtet auch von Wölfen, die hier gesichtet werden können. Ich glaube es ungesehen. Gérard kennt sich hier aus, mindestens zweimal im Jahr treffen sich hier Freunde um die Tages/Nachtgleichen bei Lagerfeuer und Grill zu feiern, ohne Musik übrigens, das wäre hier einfach nicht passend, sagt er und ich kann es sogar verstehen. Wir gucken uns im Steingarten um, nicht ohne vorher ein kleines Pils geöffnet und angestoßen zu haben – die Ruhe hier lädt einfach dazu ein. Es steckt echt viel Arbeit hier drin und dennoch wird man nicht gerade von lohnenden Stellen für ein Shooting erschlagen, ich muss schon eine Weile suchen. Der erste Versuch an einer Stelle, wo auch ein paar Tierschädel drapiert sind, scheitert leider an einer ums Verrecken nicht passen wollenden Perspektive, ich breche ab und wir gehen nochmal umher. Den großen Steinhaufen, hatte ich schon zu Beginn registriert, er ist ja auch kaum zu übersehen, den gucken wir uns nun genauer an. Ich hocke mich also hin, lasse ein Bild vor meinem geistigen Auge entstehen…ja das könnte was werden. Wir holen also die Blitzstative, ich setze das Licht und das Shooting kann beginnen. Die gezielte Unterbelichtung sorgt für die nötige Düsternis, ein Blitz ist auf Gérard gerichtet der zweite streift den Steinhaufen so, dass die Schatten auf den Steinen schöne Kontraste liefern, es wirkt gar mystisch und ich bin zufrieden, den Rest wird die Bildbearbeitung raus kitzeln. Nachdem wir fertig sind, haben wir es nicht eben eilig, wir trinken in Ruhe unser Bier aus und haben uns noch viel zu erzählen. Dann geht es zurück nach Cottbus, wo ich Gérard wieder zu Hause absetze. Es ist doch schon spät geworden, aber es waren sehr angenehme Stunden, Zeit die ich gern dafür hatte.

Steckbrief:

Gérard (44) Stuckateurmeister

Fan, Musiker, Organisator

Als der Heavy Metal in Europa prächtig blühte und sich im Amiland die ersten Vertreter krasserer Sounds etablierten – wurde der dreizehnjährige Gérard von einem Kumpel in eine Diskothek verschleppt. Er war bis dato noch nicht großartig mit Musik in Berührung gekommen und harrte der Dinge, die da kommen mögen. Worauf galt es zu warten? Na auf die „Metal-Runde“…aha! Die kam dann und trotz der kurzen Zeit, in der die Popper zwangsbeschallt und die Metaller glücklich gemacht wurden, legte sich in Gérard’s Köpfchen ein Schalter um. Fortan galt sein Interesse Iron Maiden, Accept oder den Scorpions, und diese Musik ließ ihn nicht mehr los. Bis heute hat Gérard so ziemlich alle Entwicklungen im Metal verfolgt und für sich die Rosinen heraus gepickt. Mitte der Achziger allerdings gelang es auch einem gewissen Billy Idol seine Aufmerksamkeit in einem größeren Maße auf sich zu ziehen und Gérard wurde zum Die Hard Fan, gab sein Begrüßungsgeld in West Berlin für zwei Billy Idol Alben und Joghurt aus, und besuchte 1990 endlich sein erstes Konzert des Punk Rockers. Heute ist er helfend bei Einheit Produktionen und leidenschaftlich als Musiker unterwegs. Seine derzeitigen Lieblingsbands rekrutieren sich mit Kampfar, Gernotshagen, Saxorior, Bifröst aus dem Black und Pagan Genre aber auch Solstafir und skandinavische Deathmetal Bands erfreuen sein Gehör…

spielt Bass bei Drenched In Blood und Vargsjel

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