Gesichter einer Szene No.36

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Die Terminfindung innerhalb des blau-weißen Netzwerkes für ein passendes Wochenende zog sich schon eine Weile hin, als Maik unvermittelt schrieb: „Na oder morgen…!?“ Och nöö, weinte ich bei dem Gedanken: nach der Kloppe nach hause zu fahren, zu Duschen, Kaffee zu trinken, Abendbrot zu essen, den Foto-Kram zu schnappen, um gleich wieder auf die Piste und 25km weiter bis nach Eisenhüttenstadt zu fahren. In Anbetracht, der nächsten häufig schon verplanten Sonnabende, sagte ich kurzerhand zu. Meine Leidensfähigkeit ist in den letzten Monaten, seit ich die Serie vorantreibe, deutlich gestiegen, wer hätte das gedacht 🙂
Neunzehn Uhr parke ich vor der alten Pestbaracke. Der Schuppen vor den Toren des EKO Stahl und Walzwerkes, war Anfang 2000 Brutstätte einiger denkwürdiger Gigs. Unvergessen, die Besuche mit Scram oder Schleiße Stankend Gliud, stehe ich jetzt hier an der vergammelten damaligen Eingangstür mitten unter Kiefern. Die Baracke ist naturgemäß noch mehr runtergekommen. Ein komisches Gefühl überkommt mich, welches nicht lange vorhalten wird, denn Maik fährt heran. Sogleich erkunden wir das Gebäude, zwar gibt es „offene“ Fenster, mein Bedarf da rein zu hechten, hält sich allerdings in Grenzen. Ich schlage vor, das Zeug aus meinem Auto zu holen, von Draußen bekommen wir sicher auch was Gescheites hin. Vom Auto aus umrunden wir die alte Pestbaracke und sehen an der Stirnseite, dass eine Tür offen steht. Na also, geht auch ohne Akrobatik. Drinnen ist es anständig zugemüllt, jedoch zeugen alte Poster aus Metal Zeitschriften noch immer vom einstigem Treiben. Angelangt im letztem großem Raum lehnt eine Tür an der Wand, die ich sofort als Element mit ins Bild bringen möchte. Derweil kommt Maik hinterher, mit einem alten Motörhead Poster und einem Flyer für einen Gig in Luckau. Darauf vertreten, so illustere Bands, wie Harmony Dies, Maledicteve Pigs oder Ars Mortis am 22.09.2001, präsentiert von „Hans-Jürgens-Hölle“ 😉 Beides kommt mit auf das Foto, quasi als Referenz an alte Zeiten. Wir beginnen nun zu Fotografieren, wobei es bei jedem Stellungswechsel von mir oder Mike unter unseren Füßen knirscht, unterdess draußen die Sonne als roter Feuerball untergeht. Nach dem Blitzgewitter heißt es abbauen und das Zettelchen befüllen, dabei entspinnt sich noch ein langes und äußerst angenehmes Gespräch mit Maik, welcher, so scheint es, auf fast allen Metal-Festivals zu Hause ist. Gegen 21 Uhr verabschieden wir uns, nicht ohne uns gegenseitig auf die kommenden Wiedersehen hinzuweisen, welche im September beim NMM und im Oktober zum 10. Teil der Pestbaracken Konzertreihe anstehen. So rolle ich zufrieden heimwärts – war doch gar nicht so doof, nach Feierabend…

Steckbrief:

Maik (27) Konstruktionsmechaniker

Fan, Musiker, Organisator Pestbaracke

Gern hört man ja den Spruch: „Da bist du ja noch mit ’ner Klapper um’n Christbaum gerannt“. Ja, sowas gibt es. Bei Maik mag es ähnlich gewesen sein, mit einer gewissen Abweichung. Als es mal wieder darum ging, das Grüngeäst für das Fest der Geburt Jesu Christi zu behängen, erlaubte Maiks Vater – durchaus auch aus Eigennutz – die Berieselung nicht mit „Oh Du Fröhliche“, sondern durch den Musikkanal MTV. Maiks Vadder hört selbst gern Hardrock, und so boten Songs von Maiden oder auch Brain Adams die bestmögliche Unterhaltung, beim Hantieren mit Kugeln und (früher war mehr) Lametta. Damit sitzt man freilich noch nicht im richtigen Zug, der Bahnsteig stimmt aber schon mal. Als Maik die vierte Klasse besuchte war er lange Zeit der Einzige, der mit Rammstein was anfangen konnte und über diverse Beilage CDs von Metalzeitschriften lernte er immer neue Bands kennen. Nebenbei besuchte er auch gern mal ein paar Punkkonzerte im „Cafe Ole“ in Hütte und fing schließlich auch an, ein Instrument zu erlernen. 2009 pilgerte er das erste Mal nach Wacken, was gleichsam sein erstes Festivalereignis darstellt, und dafür sorgte, dass er über das ganze Jahr verteilt Lärmveranstaltungen mit anderen Kaputten besucht. Heute ist er Bassist bei Parasite und engagiert sich als Booker bei der Pestbaracke in Eisenhüttenstadt.
Spielt Bass bei: Parasite
Spielte bei Lemmi v.M.
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making of – Gesichter einer Szene in Hütte, ehem. Pestbaracke

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