Gesichter einer Szene No.5
Pflicht & Kür…
Ich habe mir diesen Sonnabend einiges vorgenommen. Gegen 11 Uhr steuere ich mein Auto Richtung Straupitz ins Ländliche, der erste Anlaufpunkt für meine heutigen fotografischen Aktivitäten. Hier warten allerdings nicht schlapp fünfzig neue „Gesichter einer Szene“ sondern eine öhm…Karnevalsgesellschaft auf mich. Ohne näher auf das Shooting einzugehen…es war Hardcore – und leider nicht im musikalischem Sinne – galt es doch in kurzer Zeit alle 25 Paare und ein Gruppenfoto in eineinhalb Stunden abzureißen…puhhh. Das war die Pflicht, bringt auch was ein – jetzt sollte die Kür folgen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mit Karneval absolut nix am Hut habe, weshalb ich mir als kleinen Höhepunkt dieses letzten Sonnabends im Januar ein Shooting für meine Serie organisiert habe.
Shim war am Tag des Aufrufs der Erste, der sich sogleich bei mir meldete und seine Begeisterung und Beteiligung kundtat und wir konnten nun Taten folgen lassen.
Also düse ich nach Cottbus zum Gladhouse, wo wir uns verabredet haben, denn: Shim wollte sich gern auf der großen Bühne von mir fotografieren lassen, eine Idee, die mir sofort gefallen hat. Er bemühte sich also um den Kontakt, erhielt auch eine Zusage, wir hatten die Rechnung leider ohne den Wirt gemacht. „Der“ war nämlich schlicht nicht vor Ort, das Gladhouse war verrammelt, auch ein Anruf auf dem Festnetz brachte keinen Mitarbeiter zum Vorschein. Verdammt. Ok, Plan B, für sowas hat man immer einen Plan B…gut vielleicht hat man den nicht immer, wie in unserem Fall. Das Wetter war mit Wind und starker Bewölkung eh schon sehr durchwachsen, erste Tropfen kündeten von nahendem Regen. Ab ins Auto und einfach los…dann meinte Shim, „och, lass uns doch ins Chekov, fahren“,ok, machen wa. Das Chekov ist denn auch mit Shims Geschichte recht eng verbunden…schon auf dem Weg beginnen wir zu plaudern, darüber, wann es bei Shim mit Musik angefangen hat, wie lange der HipHop seine Welt war, ab wann dann der Metal die Oberhand gewonnen hat. Shim hatte mich ja schon gewarnt, dass wohl auch im Chekov um die Uhrzeit keiner sein wird, wir müssten wohl über das Tor klettern, alles kein Problem…mir wurde etwas mulmig mit dem ganzen Geraffel über Tore klettern??? Das Tor erwies sich als einstiegsfreundlich, erst Shim, dann die Ausrüstung, dann ich. Kurz umgeschaut, lotste mich mein „Model“ an eine besprayte Wand, die nun für uns als Background dienen sollte, sie war mit Bedacht von Shim gewählt, zeigte sie doch eines seiner eigenen Graffiti aus eben jener HipHop Zeit…der Gedanke gefiel mir. Während des Fotografierens wurde klar…das Leben hat Shim nicht eben immer mit Samthandschuhen angefasst…im Gegenteil, Rückschläge gab es immer, die letzten noch gar nicht so Lange her, dennoch lässt sich Shim nicht unterkriegen, setzt Prioritäten, bekämpft sein Alkoholproblem, welches aus den scheinbar unlösbaren Problemen erwuchs. Jetzt lebt er sein Leben wieder aus, wie er sagt, hat unzählige musikalische Projekte am Laufen und liebt es auf der Bühne Zuschauer mit abgedrehten Performance zu verwirren.
Der Wind wird sehr unangenehm, wir beginnen zu frieren, es zieht Regen auf, ich packe, noch einmal überwinden wir das Tor…noch lange sitzen wir in meinem Auto und feiern über Shim’s Konzert und Tour Anekdoten. Es ist dunkel und pisst in Strömen als ich Richtung Heimat aufbreche…das angenehme Treffen mit Shim zaubert mir ein Schmunzeln ins Gesicht, Grandmaster Flash & the Furious Five und Afrika Bambaataa steuern den Soundtrack dazu bei, für sowas habe ich ’ne Playlist, schließlich war ich Mitte der 80er ebenfalls Rap Fan…
Steckbrief: Shim (30), Lackierer
Fan, Musiker, Produzent, Organisator oder einfach alles 😉
Shim’s erste musikalischen Gehversuche begannen zu 1998 mit HipHop…was auch darin gipfelte, kreativ Wände zu beschmieren und Breakdance zu tanzen…Nach vielen Graffiti, abhängen in Gangs und so Sachen überrollte ihn ganz langsam der Metal Zug…ohne seine Vergangenheit auszublenden hört er heute zB. sehr gern Cannibal Corpse, Silencer, Diagnose: Lebensgefahr oder Mayhem.
spielt bei Hostias Immolare und Parasite
Bandprojekte: VIEL!
spielte bei: Suffelicious und Bottomless Pit
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