Gesichter einer Szene No. 69
Danny ist einer jener wenigen in der Serie, die ich tatsächlich schon mal porträtiert habe.
Er war damals gerade dabei, eines seiner Buchprojekte bei Startnext in die Gänge zu bringen und da ich seine Ideen gut fand, schrieb ich ihm, und fragte, ob ich vielleicht irgendwie dabei helfen könnte. Na und Fotos kann man für solche Dinge immer gut gebrauchen, weshalb wir uns recht schnell verabredeten, am Rande eines SCRAM Gigs in Berlin, ein kleines Shooting abzuhalten.
Das ist nun etwas über vier Jahre her. So richtig aus den Augen haben wir uns nicht verloren und wir loteten immer mal aus, ob ein weiteres Shooting – diesmal für „Gesichter einer Szene“ machbar ist. Diese Gelegenheit ergab sich, als Cripper – eine von Dannys absoluten Lieblingsbands – eines ihrer Abschiedskonzerte in Eisenhüttenstadt abhielt. Ich wäre sowieso vor Ort und Danny würde von Berlin mit dem Zug anreisen. Win-Win also.
Unsere Reisegemeinschaft hat es tatsächlich fertig gebracht, so zeitig mit dem Großraumtaxi zum „Gasthaus Schleichers“ vorgefahren zu werden, dass wir ernsthaft eine halbe Stunde vor verschlossener Tür standen. Wie zu Ostzeiten, wenn man nicht alles alleine macht 😉
Somit gehörten wir zu den ersten Gästen, und auch Danny trudelte alsbald ein. Wir begrüßen uns herzlich und ich schlage vor, die Fotos unmittelbar in Angriff zu nehmen, damit ich hernach noch ausreichend Zeit habe, mich für die Konzerte fototechnisch fit zu machen. Gesagt, getan, wir ziehen los.
Weit laufen müssen wir nicht. Schon bei meinem ersten Besuch im neuen Austragungsort der „Pestbaracken“ Konzertreihe fielen mir bei meinem Weg vom Bahnhof zur Kneipe auf der rechten Seite der Straße so verlassene zweistöckige Häuser auf. Damals dachte ich schon, die kleinen Treppen zu den Haustüren könnten mir mal für ein Foto nützlich sein.
Ebenfalls zuträglich ist, dass die Straße recht ruhig gelegen ist, sodass ich keine Passanten mit meinem Lichtstativ störe, und mich die Passanten nicht mit ihrer temporären Anwesenheit am „Set“ 🙂
Da Danny öfters mal vor Kameras steht, auch wenn diese eher Bewegtbilder aufzeichnen, ist er es gewohnt zu warten, bis das Licht stimmt. Weiterhin kennt er natürlich seine äußerliche Wirkung und auf meine kleinen Anweisungen reagiert er fix und ohne Murren, wir wären sogar noch schneller zu guten Ergebnissen gekommen, wenn ich nicht so mit meinem Licht gehadert hätte 😉
Wir gehen zum Gasthaus zurück, dabei über Musik redend und wenig später steht auch schon die erste Band des Abends auf der Bühne. Ein toller Konzertabend nimmt seinen Lauf…
Steckbrief:
Danny B Helm (41) Fan, Musiker, Buch Autor, TV Dasteller,
Die – zugegeben – schwammige Erinnerung an einen gitarrespielenden Onkel, welcher gern Hendrix, Smokie und Purple hörte, ordnet Danny (damals so zwei, drei Jahre alt) heute durchaus als seinen Triggerpunkt in Sachen Musik ein.
Bis daraus allerdings harter Metal und subversiver Punk wurde, galt es ein paar Klippen zu umschiffen. So hörte man in Dannys familiären Umfeld hauptsächlich Kram aus den 70ern, wie Bonny M und auch Schlager, allerdings mit einer gewissen Hingabe, was die Umstände der Aufzeichnung eben dieser Musik mit sich brachte. Das Tonband, was als Speicher- und Wiedergabegerät gleichsam genutzt wurde, übte, trotz der eher seichten Musik, große Faszination auf Danny aus.
Wie vielen Stepkes in dieser Zeit, blieb auch Danny nicht erspart, ab und an mit bunt lackierter Pappgitarre um den Hals „Santa Maria“ oder Modern Talking Hits zu performen, jedoch brachte dies die ersten zaghaften Bühnenaktivitäten mit sich, welche es später auszubauen galt 🙂
Doch dazu brauchte es vor allem eine Musik, die dessen gerecht wurde. So also schuf Danny Grundlagen. Als er um die zehn Jahre war, wurde die Amiga Pressung von „Highway To Hell“ neben dem einzigen Studioalbum der britischen Punk Band Sex Pistols – namentlich „Nevermind The Bollocks“ – zu seiner Blaupause in harter Musik.
Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger, öffnete sich nicht nur die Berliner Mauer, auch in hart-musikalischer Hinsicht gab es eine Offenbarung nach der anderen.
Neben recht zahmen Grunge kroch in dieser Zeit aus den Sümpfen Floridas das Ungetüm „Death Metal“, und Danny, der sich mit der Zeit einen guten Überblick in Sachen harter Mucke verschafft hatte, ging in eben dieser krassen neuen Spielart des Metal auf.
Seinen vierzehnten Geburtstag erlebte Danny genretypisch beim Konzert mit Atrocity und Pungent Stench in Aue… welches gleichsam sein erstes Konzert war.
Jedoch, es gab da immer noch die Liebe zum Punk, und auch hier boten gerade die Neunziger mit ihren neuen geilen Crossover Projekten und Bands Futter für die Ohren und Balsam für das Herz, in welchem bis heute zwei Stile der Musik ihren Platz finden müssen.
Irgendwann wurde Danny Frontsau, sang und schrie in etlichen Bands, verfasste dafür Texte. Und genau durch diese, sich neu öffnende Tür ging er hindurch. So schrieb er künftig für das „Eternity Magazin“, oder später für das „Fatal Underground“.
Er fand Gefallen daran und begann 2010 mit der Arbeit an seinem Buch „Scene Made – Vol.1“ in welchem Danny ganz bewußt „seiner“ Musik mit zahlreichen Interviews Tribut zollte.
Shouter bei: Eyes Tribe, Schafrichter, Signed Of Life B4Word(s)
…war Shouter bei: Auszeit, Die Zusamm-Rottung
https://schafe-schuesse.de/ (Reviews, Interviews, Videos)
https://scenemade.de/ (Dannys Bücher)
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