Gesichter einer Szene No. 88

Nico kommt aus der Ecke Spreewald und daher sind wir uns auf Konzerten in der Umgebung da und dort schon über den Weg gelaufen. So auch an einem Samstag im Oktober in Lübbenau. Dort bestritt er mit seiner Band Velocyraptor einen Gig im Kulturhof und anschließend entspann sich bei einem Bier ein angenehmes Gespräch, was mit einer Verabredung zu „Gesichter einer Szene“ endete. 

Schon zwei Wochen später fügte es sich, dass Nico den Weg nach Guben fand und wir zur Tat schreiten konnten. Ich hatte mir im Vorfeld schon überlegt, wo wir fotografieren würden und lotste den jungen Mann an den Rand einer Gartensparte, welche in unmittelbarer Nähe zur Neiße lag und somit an der polnischen Grenze. Über den Fluss spannt sich eine alte außer Betrieb genommenen Eisenbahnbrücke, von der ich mir einen passenden Hintergrund erhofften.

Ich war schon eine ganze Weile nicht mehr hier draußen, geschweige hätte ich die Brücke je betreten. Mal schauen, ob das überhaupt so einfach möglich ist. Wir lassen also das Auto stehen und latschen mit etwas Fotogepäck durch ein schmales Wäldchen um dann den Neißedamm zu erreichen und damit die Brücke. Der einfache Weg ist durch einen Zaun versperrt, also müssen wir seitlich auf das Bauwerk klettern, was einigermaßen gelingt.

Auf der Brücke selbst gilt es sich vorsichtig zu bewegen, denn zwischen den Schienen und Schwellen sind die Abstände so groß, dass man ganz gut durchfallen könnte. Auch ist es schwierig einen adäquaten Standort für das Lichtstativ zu finden, entweder ist es zu nah am Porträtierten, oder zu weit weg, oder es kann nicht stehen, weil da nichts ist 😉

Es passt aber dann doch irgendwie und ich fotografiere Nico mal sitzend, mal stehend, und zum Ende hin per Selbstauslöser noch ein Bild von uns. Wir treten den Rückweg an, finden das Kfz am Waldesrand wieder, Nico öffnet den Kofferraum und darauf hin zwei Pilsener und ein kleines Interview schließt sich an. Wir schweifen da und dort immer mal etwas ab, reden über die neue Lorna Shore, und bemerken so fast nicht, dass es leicht zu regnen beginnt … 

Steckbrief:

Nico (25) Heizungsinstallateur

Musiker, Fan

Bereits im Alter um zwei bis drei Jahre bekam Nico von seinem Opa sein erstes Kinder-Schlagzeug geschenkt. Dem Altvorderen, der sich selbst der Musik in einer Blaskapelle verschrieben hatte, war es irgendwie wichtig, seinen Enkel in eine musikalische Richtung zu schieben – vielleicht wird das ja was?0

Der Knirps nahm die Gabe wohlwollend an, denn welches Kind, egal wie alt, findet es nicht toll, mit zwei Stöcken auf etwas herumzuhauen? Naja, und über Eltern, oder Mitbewohner im Block, darüber macht der Nachwuchs sich ja zum Glück keine Gedanken. slightly smiling face Dabei: in der elterlichen Wohnung ist harte Musik nicht unbeliebt und so bekommt der Heranwachsende später auch seine erste Kassette geschenkt – AC/DC The Razors Edge.

Hier mag vielleicht auch der Ursprung zur Liebe zur harten Musik begründet sein, welche mit dem Besuch eines AC/DC Konzerts 2006 untermauert wurde – gleichzeitig Nicos erster Konzertbesuch. Währenddessen war Nico schon einige Zeit in der Musikschule und ließ sich im Schlagzeugspiel unterrichten, um nach zehn Jahren gut gerüstet dieser Einrichtung den Rücken zuzukehren.

Sein erstes Arrangement als Drummer erfolgte jedoch noch während der Musikschulzeit – mit 14 stieg Nico bei den Lokalmatadoren von Iron Blade ein, übrigens stilecht mit Justin Biber Schüttelfrisur. winking face  Bandleader Robert hatte auch gleich Größeres mit Nico vor und schenkte ihm seine erste Doppelfußmaschine, ein Teil, welches Nico eigentlich nie haben wollte. ⁣winking face Letztlich ging mit diesem Tool musikalisch natürlich doch einiges mehr und es durfte bleiben.

Mit dem Besuch des ersten Festivals – hier dem Summer Breeze – und der ersten Kutte, verschwand dann auch die oben erwähnte Frisur, und der Musikgeschmack entwickelte sich stark in Richtung Death Metal.

Mit Iron Blade absolviert Nico viele geile Konzerte, an die er sich heute gern erinnert, dennoch trennten sich die Wege und es formiert sich mit Nico eine neue Formation namens Velocyraptor – in welcher sich die Musiker musikalisch im weitesten Sinne am Deathcore/Metalcore orientieren.

Spielt Schlagzeug bei Velocyraptor.

War Schlagzeuger bei Iron Blade.

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