Gesichter einer Szene No. 81

Es ist der letzte so heiße Tag im Jahr 2020, wir schreiben den 21. August und sind unterwegs zu einer Metal Party in der Lausitzer Pampa. Franky hatte dazu eingeladen und wir kamen überein, bei dieser Gelegenheit auch gleich noch ein Portrait für „Gesicher einer Szene“ anzufertigen.

Als wir am späten Nachmittag aufbrechen, liegen immer noch 35°C an. Da wir nicht mit leeren Händen kommen wollen, halten wir auf halber Strecke im kleinen Örtchen Peitz, um eine Kiste Bier einzukaufen. Das war zumindest in Sachen Leergutabgabe keine gute Idee. Der Lidl nimmt gar keine Bierkästen, dem Norma schräg gegenüber passt der Fabrikant nicht. Erst im kleinen Getränkemarkt daneben werde ich die lästige Kiste los. Das Stresslevel stieg kurzzeitig an, es gelingt uns aber wieder, runter zu kommen. J. macht sich ein Mix auf, ich mir ein alkoholfreies Radler.

Die Party im Kolkwitzer Umland findet im Prinzip mitten in einem Waldstück statt, wo Franky – genau für diese Zwecke – ein kleines Domizil unterhält. Wir rauschen zunächst an der Abzweigung zum Feldweg vorbei, an der Wegbeschreibung lag es nicht, beim zweiten Versuch klappt es, Pampa eben.

Wir parken den Wagen links des knochentrockenen Weges und begrüßen Franky und Rainer, die hier bereits alles vorbereitet haben. Für uns gilt es zunächst unser Dachzelt aufzuschlagen, es wird unsere erste Nacht darin werden. Die Aufbauprozedur hatten wir zwei, dreimal geübt, ist denkbar einfach, und nachdem die drei großen Fenster und der Eingang selbst geöffnet und abgespannt sind, zieht eine dermaßen frische Briese durch das Zelt, dass die Hitze fast nicht zu merken ist. Ich lege noch die Kissen und den Doppelschlafsack auf die Matratze und fertig ist das Schlafgemach. Zeit für ein Bier!

Derer sind bereits von den beiden Freunden in einem kleinem Planschbecken kühl gelagert worden. Ihr wisst, das Erste ist immer das Beste, gerade bei diesen Temperaturen. Skål!

Bevor nun weitere Gäste kommen, gilt es sich mit Franky für das Foto und ein Gespräch in den hinteren Teil des Gartens zu verziehen. Hier steht unter einem Sonnensegel eine kleine Bank und Franky meint, der Ort passe gut, weil hier eben schon unzählige Metal-Partys gefeiert wurden. Wie bei diesen Vergangenen, spielt auch heute bereits die Musik im Hintergrund. Später wird Franky es sich nicht nehmen lassen, einige Musikvideos auf zwei Flächen zu projizieren, eine seiner Leidenschaften in seiner Leidenschaft zur Musik.

Wir sind dann auch soweit durch mit dem Prozedere als von „vorn“ Rainers Ruf ertönt: “Franky – hier iss nix mehr zu hör‘n!“ 😉 Ab hier nimmt die Party ihren Lauf. Leider war das auch die letzte Gelegenheit, mit Rainer anzustoßen und zu quatschen, er verstarb am 21.10.20 für alle unerwartet.

Dieser Beitrag sei ihm gewidmet. R.I.P. Rainer…

Rainer beim Neiße Metal Meeting 2019

Steckbrief:

Metal Franky, (Ü60) Sicherheitsingenieur
Fan

Franky ist einer jener Altvorderen in unserer Szene, die schon aufgrund ihres etwas fortgeschrittenen Alters Dinge in Echtzeit miterlebt haben, die für viele wie Geschichten aus einer anderen Zeit anmuten. Vermutlich ist das auch so, denn Zeit schreitet voran, Dinge ändern sich, neue Anekdoten werden geschrieben.

Mit ungefähr 6-7 Jahren wird Franky über das Spulentonband seines Cousins der Beatles und Rolling Stones gewahr. Bei diesem frühen Duell der Rockgeschichte waren die Stones die Gewinner. Vor allem der deutlich sündigere Rhythmus mag hier den Ausschlag gegeben haben, auch wenn das Franky als Kind so noch nicht gesehen habe mochte.

Das änderte sich einige Jahre später, denn als er begann mit zwölf(!) Jahren die Dorfdisse im „Stern“ in Werben(Spreewald) zu besuchen, geschah das nicht nur wegen der gerade laufenden Glamrockwelle mit Bands wie T-Rex, Slade oder Sweet. Nein, der Besuch begeisterte vor allem wenn „Franks Schlagerdisco aus Berlin“ auflegte. Jener hatte nicht nur oberamtlich viele Boxen rechts und links seines Pult aufgereiht, sondern lies auch zwei GoGo Girls tanzen, was vor allem die jungen Gemüter erhitzte.

Die erste Black Sabbath erschien, da war Franky dreizehn Jahre alt, und diese Art der Musik veränderte bekanntermaßen ja einiges, so auch bei unserem Teenager.

Fortan nahm er über ein vor dem Radiolautsprecher stehendes Mikrofon Musik vom Westsender “Rias Berlin” in einen Monorecorder auf. Rumhampeln und sich austauschen konnte man freilich immer erst nach der Aufnahme, da war das Mic unerbittlich in der Aufzeichnung von Störgeräuschen.

Mit siebzehn bereits bei der NVA und dabei aus Gründen recht viel Zeit, konnte er immerhin schon mit einem Sternrecorder intern Songs aufnehmen, so kamen beim Grundwehrdienst immerhin 40 Tapes zusammen.

Was die Mode angeht, so zog es Franky von Anfang an vor, so schwarz wie möglich gekleidet zu sein und bisweilen half die Mutti mit dem Nähen von Schlaghosen, wie sie in den 70ern gern getragen wurden. Das Schwarz blieb, die Schlaghosen nicht.

Franky suchte jedenfalls immer nach neuen Bands und: es musste immer härter werden 🙂 Die 80er gaben freilich in dieser Hinsicht einiges her, dennoch klammerte er die NWOBHM eher aus, die Stimmen waren ihm oft zu nervig.

Das galt für so Bands wie Venom, Motörhead, Metallica oder Type O Negative nicht, zudem bringt Franky – eher unüblich für alte Säcke – dem Metal Core große Sympathien entgegen.

So lebt Franky Metal: Musik entdecken und feiern…natürlich am liebsten mit Freunden. Und wenn ihr auf einem Festival zu später Stunde mal aus versehen in einem Bereich auf dem Camp landet, der euch glauben lässt, ihr seit in einer Großraumdisco, dann dürfte das Frankys Zone sein 😉

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