Im Interview: ANTI – zum aktuellem Album

Zu Beginn des neuen Jahres kam durch meinen Freund Evil von Antimensch die Frage auf, ob ich Bock auf die in Bälde erscheinende neue ANTI Scheibe hätte. Ich werte solche Frage von ihm auch immer als Empfehlung und mit „Unattainable Soil“ spielte mir die Bandcamp-Page sogleich einen achtminütigen Song vor, der mich sehr neugierig machte – also sagte ich: „ich bin dabei“.
Nun ist es nichts Ungewöhnliches, dass wir zusammen Platten bestellen, und ich freue mich natürlich immer über jede Scheibe, wenn sie im Musikzimmer erstmals aufgelegt wird. Dennoch hat es immer einen besonderen Reiz, wenn es um Bands geht, die ich bis dato quasi nicht kannte.

Ich bin also, was die Leipziger ANTI angeht, ein echter Novize und als das gleichnamige Album schon Ende Januar seine ersten Runden drehte, zeichnete sich ab, es würde ein typischer Fall für eine ‚heavy rotation‘. Und wie das eben manchmal so ist, möchte ich gern mehr erfahren über die Menschen, die hinter der Musik stehen, vor allem, wenn man wie im Falle ANTI von Hintergrundinformationen im Netz nicht eben erschlagen wird. Ich setzte mich mit der Band in Verbindung, und Anti und Atöm Krieg kamen meiner Bitte nach, meinen Wissensdurst zu stillen.   

  • Popper: Zunächst einmal, danke für diese kleine Audience, welches auch etwas Licht in das Dunkel um ANTI bringen soll. Mal gerade heraus: ist ANTI als Band oder Bandprojekt zu sehen?
  • Atöm Krieg: Danke für das Lob und dein Interesse. Also mir persönlich ist es egal wie man es nennt. Wenn ich mich entscheiden müsste, denk ich eher Projekt. Unter Band verstehe ich eher etwas Kontinuierliches mit Live-Aktivitäten. 
  • Anti:  Was unterscheidet denn ein Bandprojekt von einer Band? Letztendlich läuft es doch immer darauf hinaus, sich mit diesem Projekt/dieser Band irgendwie auszudrücken und seinen Kram irgendwie aufs Band zu bekommen. So gesehen ist ANTI für mich mehr Projekt als Band. Eine musikalische Ausschmückung der eigenen Gedanken und Sicht auf so mancher Dinge. Was wahrscheinlich das Ziel aller anderen Musiker ist. Wir haben allerdings keine regelmäßigen Proben oder Treffen, spielen live oder verhalten uns sonst wie eine „Band“ im klassischen Sinne. Ich schreib die Songs und zum Teil die Texte, lege dies Herrn Krieg auf’n Tisch und dann darf er seinen Senf dazugeben. Das funktioniert bisher auch sehr überzeugend.
  • Popper: Atom Krieg, deutet Letzteres darauf hin, eher nicht auf einer Bühne in Erscheinung zu treten?
  • Atom Krieg: Genau das heißt es. Es gab mal einen Versuch mit einer befreundeten Band, welche auch Inspiration für uns sind. Der Abend wurde ANTI – BETHLEHEM Konzert getauft. Jürgen (Mastermind hinter Bethlehem) fand die Idee auch ganz witzig. Leider fielen bei beiden Bands Musiker krankheitsbedingt aus und der Gig musste abgesagt werden. Ein großes Problem ist die räumliche Distanz und die Tatsache, dass wir nur zu zweit sind. Marcus Losen war eine Zeit lang als Drummer mit an Bord. Bedauerlicherweise gibt es nur eine offizielle Aufnahme mit ihm, auf der Split 7″ mit MOSAIC. Wir müssten für einen Gig also Leute rekrutieren, die da Zeit und Lust hätten, sowie auch die spielerischen Qualitäten, die Stücke müssten regelmäßig geprobt werden, dass es auch live vernünftig rüberkommt. Mein nächstes Problem wäre die Umsetzung auf der Bühne. Wer schon andere Bands in denen ich involviert war/bin live gesehen hat, weiß das ich auch gern visuelle Sachen im Bühnenbild nutze. Bei ANTI muss ich ehrlich gestehen, hätte ich keinen Plan was da passend wäre und auch nicht Unsummen kostet. 
  • Anti: Aye, dem hab ich nichts weiter hinzuzufügen.
  • Popper: Euch gibt es seit Anfang der 2000er Jahre, erzählt doch mal, was die Initialzündung war ANTI ins Leben zu rufen.
  • Anti: Bei ANTI gab es keine Art „Zündung“, wie man sie sich in einer Stammkneipe, mit Saufkumpanen und nach 13 Bier vorstellt. In der damaligen Zeit lief aus meiner Sicht her vieles nicht so, wie es hätte sein sollen und das wirkt sich dann auch auf das eigene Gemüt aus. Ich denke, ich brauche hier nicht weiter ins Detail zu gehen. Man kann sich sicher selbst ausmalen, dass Songs in dieser Tonlage nicht bei bester Laune entstehen. Musikalisch findet man in diesem Zustand auch schnell die passende tonierte Begleitung. Und darin kann man richtig aufgehen. Oder eingehen. Da Musik perfekt geeignet ist, um Stimmungen jeglicher Art zu transportieren und wiederzugeben, führte dies auch schnell dazu eigene Musik zu schreiben. Mit Atöm Krieg war ich bereits vor ANTI in anderen Bands tätig und so führte eins zum anderen und er wurde auch bei ANTI vors Mic gespannt.
  • Atöm Krieg: Der werte Herr Anti ist ein hervorragender Musiker, aber er hat es nicht so mit der stimmlichen Präsenz. So kam ich dazu. Wir haben zuvor schon in einer Band zusammen gespielt und er hat bei meiner Band Darkmoon Warrior auch eine Zeit die Saiten gezupft. Ich muss aber zugeben, dass ich anfangs Bedenken hatte mitzumachen, was aber eher daran lag, dass ich im Grunde nicht der depressive Typ bin. Was nicht bedeutet, dass ich mich nicht in die Gedankenwelt hineinversetzen kann. 
  • Popper: „The Insignificance of Life“ scheint mir euer erstes vollständiges Album zu sein (in welchem auch Songs des ersten Demos aufgingen). Lässt sich euer neues Album „Anti“ als Nachfolger betrachten – immerhin liegen um die 15 Jahre dazwischen?
  • Anti: Es ist ganz klar ein Nachfolger. Was denn sonst? Ob die neue Scheibe exakt so klingt wie der Vorgänger oder komplett anders, es ist und bleibt ein Nachfolger. Im Gegensatz zum ersten Album hatte ich beim Drumprogramming mehr Möglichkeiten und alles klingt nicht mehr ganz so nüchtern. Der Gitarrensound ist deutlich dicker und der Gesang kommt ohne Verzerrung daher. Stilistisch sind die Alben dennoch ziemlich ähnlich. Man findet weiterhin Parallelen zu älteren Songs. „Unattainable Soil“ z.B. hat leichte Züge von ’Nothing’, welcher auf dem damaligen Demo zu finden ist. Ebenso „I am …“ hat Riffstrukturen ähnlich dem von „Death into Life“. Somit für mich definitiv ein Nachfolger ohne kompletten Stilbruch oder zu großen Schritten in der musikalischen Entwicklung. 
  • Popper: Definitiv. Ich hatte ja vor kurzem euren „Backkatalog“ bei Bandcamp geordert, um mir das frühere Material – auch vergleichender weise – mal anzuhören. 
  • Atom Krieg: Definitiv ist es der Nachfolger. Zu der langen Pause halte ich mich etwas zurück, aber sie war gespickt mit Auf und Ab … im Songwriting, Line-up und der Richtung. 
  • Popper: @anti: du schreibst die Musik komplett allein, bleiben die Stücke dann so, oder werden etwaige Ideen der anderen Musiker während der Aufnahmen einbezogen?
  • Anti: Ich frage immer alle Beteiligten nach ihren Meinungen. Wenn ich die Ideen für brauchbar halte, setz ich diese gern um. Bei manchen Sachen tu’ ich mich aber wahrscheinlich schwer und dann wird da auch nicht mehr viel verändert. Besonders im späteren Verlauf des Songwritings. Wenn ein Song so weit steht und ich ein Gesamtbild im Kopf hab, wird daran nur noch im Detail geschraubt. Sprich Akzente anders setzen, Leads überarbeiten oder Drumming verfeinern. Sollte mal ein Part im Song passend zum Gesang hin geändert werden, weil es sonst keinen Sinn ergibt, sind solche Änderungen selbstredend. Meist kommt aber nur ein thumbs-up und weiter gehts …
  • Popper: @atöm krieg: wann kommst du ins Spiel, singst du nach Vorgaben von anti ein, oder hast du freie Hand?
  • Atöm Krieg: Im Grunde habe ich freie Hand. Es gibt auch Anmerkungen, zum Beispiel wo definitiv kein Gesang sein darf oder an welchen Stellen er bevorzugt sein soll.  Das war’s aber schon. Ich schick dann meine Vorschläge und Versionen und Anti bastelt das dann nach seinem Gutdünken zusammen. 
  • Popper: Und da wir gerade bei deinem Input sind: Der Text zu „I Ride With The Devil“ stammt von dir. Was hat es mit diesem letzten Song auf dem Album auf sich, tanzt er doch stilistisch etwas aus der Reihe.
  • Atöm Krieg: Das Album ist im weitesten Sinne ein Konzept, eine Reise durch verschieden Stadien an Emotionen. Am Ende sollte etwas kommen, was passiert, wenn alles durchlebt und erlebt ist und nichts mehr bleibt. Statt, ich nehme meinen Hut und geh in den Wald und ward nicht mehr gesehen, haben wir uns für eine andere Version entschieden. Ich steig in meinen Chevy, lass den V8 brüllen und rase davon „out of this world – out of this life … I couldn’t care less, so fuck you all …“ und Text sowie Musik passten dann auch sehr gut zusammen. 
  • Popper: Meine Recherche zum Album ergab, dass mit ‚Schatten‘ ein ehemaliges Mitglied von ‚Absurd‘ den Gesang bei „I Am …“ übernommen hat. Bei Zusammenhängen mit Bands wie Absurd klingeln bei mir sofort die Alarmglocken und ein dumpfes Gefühl macht sich breit. Weder kann und will ich ohne Hintergrundwissen darüber urteilen, noch habe ich eine Ahnung, wie Schatten ideologisch, politisch tickt, letztlich ist er schon sehr lange nicht mehr bei Absurd. Ich finde, es wäre eine gute Gelegenheit, eure Intention darüber zu erfahren.
  • Anti: Warum Schatten auf dem neuen Album? Seiner Stimme wegen. Und wahrscheinlich auch, damit einige gleich einen moralischen Koller kriegen, sobald ihnen das unter die Augen kommt. Mich interessieren seine politischen Einstellungen nicht. Mich interessiert auch deine politische Meinung nicht. Natürlich hat er seine Vergangenheit. Und? Es ist seine Vergangenheit und an dieser kann weder ich noch du noch er etwas ändern. Mir geht es darum, die Songs mit passendem Gesang zu versehen und das ist mit Schatten’s Beitrag meiner Meinung nach hervorragend gelungen. Einige mögen jetzt schreien, man könne doch sowas nicht herunterspielen oder noch unterstützen. Darauf gebe ich einen Scheiß. Wenn’s euch stört, dann hört auf unsere Musik zu hören und geht angeln oder kacken. Nur geht uns mit eurem Gejammer nicht auf den Sack! Ich meide oder unterstütze Leute wie ich es für richtig halte und nicht wie mir das jemand vorschreiben möchte. Geht mir jemand auf den Sack, meide ich diese Person. Da kann er sonst was/wer sein oder darstellen. Ich halte meinen Bekannten-/Freundeskreis schon bewusst sehr klein. So lebt es sich deutlich entspannter und man muss sich nicht mit den Wahnvorstellungen anderer rumplagen.
  • Atöm Krieg: Ich möchte dazu gern etwas weiter ausholen. Was heutzutage passiert, kann man als halbwegs logisch und realistisch denkender Mensch kaum noch fassen. Wir bewegen uns in einen Meinungsfaschismus hinein, es wird bei jedem noch so dämlichen Scheiß ein Generalverdacht ausgesprochen und fantastische Konstrukte ersponnen. Es gibt gefühlt keinen Freiraum für Abweichungen von festgelegten Standards. Was soll das alles? Wo soll uns das hinführen?  Freiheit ist die Freiheit sagen zu können, was man denkt und fühlt, ohne Wenn und Aber. Der Grad der Intelligenz entscheidet, was ich davon glaube, annehme oder ablehne. Ich habe eine persönliche simple Regel: Ich respektiere andere Menschen und Meinungen, mögen, muss ich gar nichts davon. Darum kann ich mich völlig ohne schlechtes Gewissen mit Menschen unterhalten, deren Meinung oder Ansichten ich nicht teile. Allerdings ist Respekt keine Einbahnstraße. Genauso kann man auch jemandem das Recht zusprechen seine Meinung, seine Ansichten zu ändern, mit der Zeit zu wachsen und seinen Geist zu erweitern. Das Leben ist eine Reise, besteht aus Erfahrungen und dem aneinanderketten von den Entscheidungen, die man trifft. Niemand hat hier das Recht, den Moralapostel zu spielen. Zu Schatten……für meine Person habe ich ihn erst nach dem Geschehen und dem ganzen drumherum kennengelernt. Als es passiert ist, war er ein Teenager. Mittlerweile ist die Tat 30 Jahre her. Ich habe den Mann kennengelernt, der daraus entstanden ist. Wir sind beide z.B. (Achtung Kulturschock) absolute Misfits Freaks, wie auch Fans guter Countrymusik. Er hat sich weiterentwickelt, ist ein guter intelligenter Gesprächspartner und Freund und ist, im Gegensatz zu einer anderen Person, aus diesem Dunst der Vergangenheit herausgetreten. Mehr soll hier auch nicht dazu gesagt werden, ich spreche ungern über andere Menschen in der Öffentlichkeit. Der Song inkl. Text von Mourning Soul (zu finden auf dem Debüt von Anti. Anm. d. Verf.) war einfach ein rohes Stück Kohle, aus dem man einen Diamanten pressen konnte. Es gab viele, die nicht mal erkannten, dass dies ein Coversong ist und von wem. Was hat der Song jetzt auch mit dem Rest zu tun? Ich springe auf keinen Zug auf und verteufele z.B. H.P. Lovecraft, E.A. Poe, Karl May, Wilhelm Busch, die Brüder Grimm, Goethe oder Mark Twain. Alles hatte seine Zeit, in der es entstanden ist. Niemand hat das Recht, anderen die Intelligenz abzusprechen, selbst entscheiden zu können, was sie gut finden und wie sie was zu werten haben. Vieles an beliebter Kunst wurde von Künstlern erschaffen, die hinter den Kulissen nicht zu den sympathischsten ihrer Art zählen/zählten.  Dazu zum Abschluss, wenn ich etwas nicht mag, egal ob Essen, Film, Musik, dann lass ich es eben, schau es nicht, höre es nicht etc. … Was wäre es für ein Schwachsinn, weil ich Rote Beete hasse, eine Kampagne zu starten, dass ab sofort sämtliche Rote Beete zu verbieten ist und Verzehr strafbar sein sollte? Die Leute sollten alle wieder entspannter werden. 
  • Popper: Das Cover, bzw. Artwork ist sehr schlicht gehalten. Dem genauen Betrachter könnte jedoch auffallen, dass im ausgeklappten  Zustand außen eine im Nebel verschwindende Baumwipfelreihe zu sehen ist, welche sich im Innencover in einem See spiegelt. Als Fotograf interessiert mich so etwas immer: Nach welchen Gesichtspunkten wurde das Artwork angefertigt?
  • Anti: Wie bei jedem Artwork versuchte ich auch bei diesem eine Art Stimmung passend zur Musik zu erzeugen. Etwas, was Einsamkeit, trübe Leere und eine grundrauschende Melancholie hervorruft. Und diese verlassene und nebelige Gegend kommt dem schon sehr nahe. Dazu wollte ich das Artwork generell relativ schlicht halten. Sprich ohne unnötigen Schnickschnack. Kein Haufen Blabla, den niemanden interessiert. Keine Texte, keine Bandfotos, keine Thanks-to-scheisse. Einzige Spielerei ist das geprägte Bandlogo. Welches das Cover aber noch einen Tick schlichter gestaltet, da man hier schon etwas genauer hinsehen muss, um es zu erkennen.
  • Popper: Wie sind eigentlich eure musikalischen Interessen aufgestellt, oder auch eure musikalischen Wurzeln, was hört ihr zudem abseits vom Metal?
  • Anti: Primär tönt aus meinen Boxen Metal, wer hätte das gedacht. Und da sämtlicher Kram. Black, Death, Heavy, Doom… Damit bin ich „aufgewachsen“ und wird auch nie aus der Musiksammlung verschwinden. Die BM-Klassiker der jungen 90er Jahre von Initiatoren wie Mayhem, Emperor, Enslaved und Co. sind für mich noch immer unschlagbar. Der Black Metal hatte zu der Zeit noch eine Magie, die man heute leider nicht mehr oder nur noch selten findet. Vielleicht lag das auch am damaligen Alter und dass man selbst noch leichter beeinflussbar war. Aber auch die alten Death Metal Scheiben hatten mehr Drive als viele der heutigen Sachen. Der Sound wurde immer steriler, Trigger Drums bis zum Erbrechen und Hauptsache, mit Lichtgeschwindigkeit durchs Album. Damals jagte gefühlt noch ein Kracher den nächsten, heutzutage wird man aber mit belanglosen Alben nahezu überschwemmt, sodass man schnell das Interesse verliert neuen Alben ein Ohr zu schenken. Was das Depri Genre angeht, ist Silencer’s „Death – Pierce Me“ für mich wohl der Meilenstein schlechthin. Direkt angereiht sind die ersten Werke von Kvarforth’s Shining. Ziemlich sicher kommt von dort auch die ein oder andere Inspiration. Neben Metal höre ich aber auch periodisch alle möglichen Rock Genres à la Stoner, Indie, Psychedelic, Norway oder Punk Rock. Und je nach Gemütszustand werf ich auch völlig andere Genre an. Da kann alles zwischen Klassik, Electro Kram, Country oder sogar Hip-Hop sein. Wenn mir die Musik taugt, ist es mir Rille als was es gelabelt ist. Und je nach Rauschzustand kann die Musik dann noch etwas experimenteller oder eigenartiger werden …
  • Atom Krieg: Was höre ich an Musik, Abseits vom Metal, Black, Death, Thrash, Doom … oh Mann … Ich mag alten Rock’n Roll wie Bill Haley, Screaming Jay Hawkins etc. Punk wie Misfits, Turbonegro, Exploited, viele der Projekte von Tim Steinfort. Kann auch mal Blues oder Klassik sein. Wenn ich mit meinem Chevy rumcruise, gern Country vom Man in Black, Johnny Cash, Hank William III, Bob Wayne, Rebel Son oder Roger Allan Wade. Ich bin auch ein großer Depeche Mode Fan und wenn die Party und der Suff gut läuft …keine Party ohne Scooter oder Eurodance …har har.
  • Popper:  Ich bemerke doch einige Überschneidungen. Wir könnten sicher gut und lange Mucke labern 😉 Die Leipziger Black Metal Szene ist ja wirklich sehr umtriebig, ich habe mit ‚YounA‘ und den ‚Evil Warriors‘ zwei weitere exzellente Alben im Schrank und Bands wie ‚Grabak‘, ‚Humanitas Error Est‘ oder ‚Bitchhammer‘ bei Konzerten fotografiert. Seht ihr euch als Teil dieser Szene, oder mehr Einzelkämpfer?
  • Anti: In der Tat hat Leipzig eine Menge exzellenter Musiker und Bands im Repertoire. Bei einigen hat man das Gefühl, sie stehen ständig unter Strom und müssen 20 Bands und 10 Soloprojekten gleichzeitig befeuern. Was nicht unbedingt schlecht sein muss. Im Gegenteil. Das zeigt das schiere Potenzial, welches die Herrschaften in sich tragen. Einige von denen haben so viel Feuer in sich und erzeugen Atmosphären auf deren Alben, wie man sie nur aus alten Zeiten kennt. Absolut respektabel und da zieh’ ich meinen Hut. Ich zähle mich jedoch nicht zu „dieser Szene“ auch wenn ich viele der Leute persönlich kenne. Da fehlt mir einfach der Bezug dazu, wie gemeinsame Treffen oder irgendwelche Unternehmungen. Ich mache mein Scheiß und die ihren. Sieht man sich dann doch mal auf Konzerten oder in Bars, gibt’s ein mehr oder weniger gehaltvolles Gespräch, ein paar Cheers’ und gut ist.
  • Atöm Krieg: Ich bin zwar weder Leipziger noch lebe ich dort, doch gibt’s dort viele talentierte und engagierte Musiker. Bands wie die erwähnten Evil Warriors, II, Black Salvation, No Empathy, Division Speed. Als ich einige der Jungs kennengelernt habe, waren sie noch nicht mal 18 und sind mit Marshall Amp und Gitarrenkoffer unterm Arm mit dem Zug zu ihren Gigs gefahren. Das waren noch Zeiten. Früher war ich deutlich öfter unterwegs und aktiv. Heute eher weniger. 
  • Popper: Wie wichtig sind für euch – die ihr ja nun livehaftig nicht oder eher wenig in Erscheinung tretet – digitale Verbreitungswege für die Musik von ANTI? Wie wichtig ist euch, wahrgenommen zu werden? Freut ihr euch über ein verkauftes Album, oder spielt das finanzielle eine unwesentliche Rolle?
  • Anti: Derzeit ist der digitale Kanal der mit dem größten Impact, was die Verfügbarkeit und Verbreitung unserer Musik angeht. Seit Oktober letzten Jahres ist unsere Diskografie auch bei Hostern wie Spotify, Deezer, YouTube/Amazon/Apple Music etc. verfügbar. Davor was es das lediglich über unsere Bandcamp-Seite der Fall. Und im gegenwärtigen Zeitalter kann man auch mal auf diesen Karren aufspringen. Ich möchte nicht unbedingt sagen, dass es mir sonderlich wichtig ist wahrgenommen zu werden. Ich mach die Musik in erster Linie für mich. Aber es ist ein netter Nebeneffekt, wenn andere Mitmenschen auch was mit dem Album anfangen können und es nicht totaler Murks geworden ist. Und da sind wir natürlich auch für jeglichen Support dankbar; sei es in Form von Weiterempfehlungen, ordentlichen Kritiken oder Album- oder Shirt-Verkäufen. Es ist schon lustig anzusehen, wenn Leute auf der anderen Seite des Planeten deine Musik hören und dich unterstützen. Finanziell interessiert mich die ganze Sache recht wenig, da die Vinyl-Verkäufe natürlich ans Label gehen. Und selbst wenn die Einnahmen bei mir blieben, ist es, wie eben schon erwähnt, ein netter Nebeneffekt, aber nicht der primäre Grund für mich Musik zu machen. Dafür befinden wir uns auch im falschen Genre. Der Familie und guten Freunden knüpfe ich für LP oder Merch ungern Geld ab, sondern drücke denen das so in die Hand. Mir ist es wichtiger ein Endprodukt in den Händen zu halten, mit dem ich selbst zufrieden bin, als davon auszugehen oder zu hoffen, dass es sich gut verkauft. 

Mit diesen Worten – welche recht gut die Stellung von ANTI im und mit dem Black Metal Underground widerspiegeln, möchte ich dieses Interview schließen. Meine Herren, ich danke ihnen für dies erhellende und unterhaltsame Interview, und wünsche auch in Zukunft gute Ideen im Songwriting  …

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