Pestbaracken-Party im Gesellschaftshaus Schleicher

„Na, ihr wollt wohl länger bleiben, was?“ Die Metal Fans am parkenden Auto vor uns grinsen, als ich mit meinem Fototrolley und geschulterter Stativtasche an ihnen vorüber ziehe.

Wir sind also angekommen. Nach einer kleinen Ehrenrunde durch Hütte, an der neuen Örtlichkeit für das aktuelle Pestbaracken-Scharmützel. Klar hätten wir auch direkt durch den OT Fürstenberg anreisen können, aber Matthias – unser Fahrer – wollte gern über die Kanalbrücke fahren, vielleicht hatte er aber auch irgendwie Spaß daran, den dringenden Klobesuch seiner Liebsten hinaus zu zögern.

Für einen Ortswechsel entschied sich das Pestbaracken-Team, als die letzte Veranstaltung aus allen Nähten platze, einige musste im Herbst letzten Jahres draußen bleiben. Ausverkauft.

Derlei sollte im neuem Domizil – dem Gesellschaftshaus Schleicher – nicht passieren, also gehen wir mal rein. Unmittelbar nach dem Einlass- und Garderobenbereich schließt sich ein großer Saal an, welcher rechts rot, links blau, dezent illuminiert ist, was recht stimmungsvoll wirkt und dafür sorgen wird, dass man auch während der Gigs nicht im Dustern über herumliegende Bierleichen Bierbecher stürzen wird. Der Bühnenbereich wiederum ist durch fünf torbögenartige Durchgänge zur Bar abgegrenzt. Ich muss sagen, das Gesellschaftshaus Schleicher macht was her.

Auf der ca. 80cm hohen Bühne sind Tormentor gerade mit ihrem Soundcheck beschäftigt, welchen sie nun unterbrechen müssen, um uns zu begrüßen. Wir haben uns ja nun schon so lange nicht mehr gesehen. Schätzungsweise 18 Stunden mochte es her sein, dass wir mit unseren Jungs und In Sanity im Berliner Blackland Spaß zusammen hatten. Der Abend hier möchte als Fortsetzung dessen dienen.

tormentor before show

Ich rolle nun meinen Trolley ins Backstage. Was für ein Vergleich zur Abstellkammer im Blackland gestern. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, mir als Fotograf ist das nun wirklich Rille, für mich ist dieser Bereich zwar willkommen um mein Equipment abzustellen und zu wechseln, aber er dient natürlich zuerst den Bands als Bereich, um sich auf den Gig vorzubereiten und nach dem Gig Luft zu hohlen. Was das Blackland den Muckern da anbietet finde ich schon etwas grenzwertig. Ganz anders hier. Das Backstage ist geräumig, es gibt genug Sitzgelegenheiten und ein Catering, welches sich über mehrere Tische erstreckt, dazu Sääft und Bier. Prima! Ich mache mich nun daran, zwei Blitze rechts und links auf der Bühne zu positionieren, diesmal ohne das Bier von Gästen zu verschütten. Bei der Gelegenheit laufen mir die ersten Bekannten über den Weg, es herrscht eine echt entspannte Stimmung so kurz vor dem Beginn. Okay, Bier. Ich habe mir vorsorglich drei Flaschen alkoholfreies Bier mitgebracht, im Falle, dass es keines gibt. Davon öffne ich jetzt im Backstage eines und bemerke, wie sich bei den Tormentor Jungs etwas Lampenfieber einstellt. Gut so, denn wenn du das nicht mehr hast, kannst du eigentlich auch aufhören, Mucke zu machen.

Als Tormentor dann loslegen, ist das Schleichers schon richtig gut gefüllt. Eine große Bühne ist für Tormentor ein Segen. Hat man in kleinen Clubs oft Sorge, die hauen sich mit ihren Gitarren gegenseitig die Schädel ein, können sich die langloodigen Derwische hier nach Herzenslust austoben. Nun sorgt man sich bisweilen, sie rennen sich über den Haufen 😉 Evil – seines Zeichens Produzent der Thrasher – genießt es sichtbar, die neuen Songs endlich mal live hören zu können, nachdem er daran wohl über ein halbes Jahr geschraubt hat. Tormentor nehmen Hütte im Handstreich, die Reaktionen im Publikum sind super; Sie sind eben gute Entertainer und lieben Musik, und ich glaube, nur so funktioniert es.

In Sanity aus Paderborn waren gestern im Blackland ebenfalls mit von der Partie, technische Probleme verzögerten jedoch den Beginn ihres Auftritts, sodass ich mir den Gig aus Zeitgründen nicht mehr ansehen konnte. In Sanity haben eigenes Licht und Effekte dabei, weshalb sie wohl auf das Bühnenlicht verzichten. Das verträgt sich nur bedingt mit meinen Blitzen, da die nun im Falle des Auslösens die Bühne ausleuchten, was einigermaßen doof aussieht. Ich schalte sie also ab und fotografiere die Szenerie so gut es geht ohne. Der Sound der Band trifft nicht so ganz meinen Geschmack, aber es gibt genügend Gäste, denen die Musik der Nordmänner gefällt, und die ihren Spaß vor der Bühne haben. Ungeachtet meines Musikgeschmacks sind In Sanity unheimlich nette Typen, die sich nach nun drei gemeinsamen Shows mit den Tormentor Jungs dicke angefreundet haben. Mit In Sanity Frontmann Erik hatte ich schon am Freitag über die Möglichkeit gesprochen, ihn für „Gesichter einer Szene“ zu fotografieren, aber wie das eben so ist, es ist irgendwie kompliziert, so zwischen Auftritt und Backstage. Heißt, wir haben es nochmal verschoben 😉

In der Umbaupause orgele ich mir derweil mein zweites Alkfreies rein, so langsam steht mir der Sinn nach richtigem Bier, andererseits bin ich beim Bedienen der Kamera fit. Es gab ja da früher schon Momente, in denen ich, bei steigendem Pegel, durchaus meine Probleme bekommen habe 😉 Alles natürlich halb so wild, aber es arbeitet sich einfach besser.

Der nun folgende Auftritt der alten Säcke von Macbeth hatte es wirklich in sich. Mich überzeugt die Band vor allem mit ihrer großen Spielfreude. In den ersten Reihen vor der Bühne schädeln an vorderster Front grauhaarige Altmetaller ab, die Macbeth sicher noch aus ihrer Zeit als Caiman aus der DDR kannten. Einfach herrlich! Als mir Gitarrist Zeidler nach dem Konzert Backstage erzählt, dass Macbeth in ihrer Hood auch gern mal zweieinhalbstunden!!! Gigs spielen, stieg mein Respekt vor den Musikern nochmals deutlich. Ich hörte mich jedenfalls noch Tage später auf Spotify durch den Backkatalog der Erfurter.

Nachdem ich zuvor schon Tormentor und In Sanity für meine Fotoserie „durchgerockt“ direkt nach ihrem Gig fotografieren durfte, fragte ich nun auch Macbeth. Nachdem sich die Band halbwegs geordnet hatte, nahmen sie bereitwillig die Korbmöbel in Beschlag und ruck zuck war das Foto im Kasten. Ich versuche hierbei immer sehr gezielt und ohne großes Tamtam zu arbeiten, wohl wissend, dass es Wichtigeres gibt, als mein bescheidenes Fotoprojekt.

Jetzt ist es aber echt mal Zeit für ein frischgezapftes Pilsener. Ich begebe mich also an den Tresen und mir fällt natürlich sogleich wieder die freundliche und schnelle Bedienung der Pestbaracken Crew auf. Überhaupt erstreckt sich diese Professionalität über alle Bereiche und Beteiligten, vom Einlass, über Sound, Stage, Backstage und eben die wichtige Bar. Echt super Leute!

Illdisposed schicken sich nun an, den Abend zu beschließen, vor der Bühne wird es ein letztes Mal voll und es dauert dann auch nicht lange, bis die Meute zum groovenden Death Metal der Dänen die Köppe rotieren lässt. Das könnte jetzt alles so schön weitergehen, wären da nicht die von Sänger Bo eingerichteten Zwangspausen. Am Anfang war das ja noch ganz lustig, aber dann hatten viele das Gefühl, die Pausen mit Bo‘s Gelaber über „swule Dänen“ würden sich A: ständig wiederholen, und B: immer länger werden. Jedenfalls nahm das irgendwie den Drive aus der Show und Bo‘s Mitstreiter sahen auch nicht so recht glücklich aus, was die Eskapaden ihres Frontmannes anging. Aber wenn dann Mucke kam, kam die geil wie Hammerfett, ohne Frage.

Entsprechend vorsichtig viel dann meine Anfrage bezüglich eines „durchgerockt“ Fotos an die Band aus. Bo war gerade nicht zu sehen und die anderen Musiker meinten, ja klar, kein Problem. Ich fragte darauf hin, ob Bo vielleicht etwas durch den Wind sei, und er vielleicht damit ein Problem hat. „No, no problem at all“, sagten die grinsend, „…he is fine 😉 “ Na fein, so hat es auch mit diesem Foto geklappt und ich ging daran meinen Krempel abzubauen und einzusacken. Halt, vorher erstmal ein neues Getränk, der „Job“ is’ ja schließlich erledigt 😉

Fazit: Die Pestbaracken-Crew hat alles richtig gemacht. Die neue Lokalität ist echt geil und ich hoffe, es wird möglich sein, sie für künftige Veranstaltungen wieder nutzen zu können. Die Bands waren klasse, die Crew sowieso, und ich glaube, den Gästen hat es genauso gefallen wie mir und meinen Freunden. Also ich bin schon gespannt, auf die nächste Sause in Hütte.

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