Gahlen Moscht 2017 (Teil 1)
Tag 1 – Freitag
Die schwarze Mercedes Limousine biegt vor mir nochmal rechts ab, verlässt den Asphalt, die Wege werden nun sandig. Ich folge, lasse mich aber etwas zurück fallen, um nicht den ganzen Staub durch die Lüftung zu ziehen, die Fenster habe ich schon oben, Klima hilft etwas, Umluft auch. Es sind jetzt um die 30°C, Nachmittags gegen 14 Uhr, als ich mit meiner Frau das Gahlen Moscht Gelände bei Spremberg erreiche. Für ein Festival ist das ja jetzt nicht das schlechteste Wetter, wenn man nicht lange schwarze Hosen und Stiefel tragen würde. Wer konnte auch ahnen, dass mein Hochzeitspaar – Antje & Gérard – die ich heute seit der Trauung im Standesamt Cottbus fotografisch begleite, bei ihren Gästen nun so gar keine „Anzugsordnung“ erwarten. Naja, eigentlich hätte ich es wissen müssen, schließlich kennen wir die Beiden schon eine Weile, alles andere wäre auch irgendwie Quatsch gewesen.
Am Einlass entsteigt das frischvermählte Paar der Luxuskarosse, und wird sogleich von den ersten anwesenden Bekannten auf dem Festivalgelände umringt und beglückwünscht. Ich sehe derweil zu, dass ich schnellstens unser Auto abstelle, das Zelt aufbaue, mich UMZIEHE, denn, mein Job als Fotograf für die Glücklichen ist noch längst nicht beendet. Im Prinzip wird es hier auf diesem Festivalground erst richtig rund, es erwartet die Gäste nach Kaffee und geselligem Beisammensein, gegen Abend die heidnische Trauung des Paares. Später gibt es Extremmucke von der Festivalbühne. Es verspricht ein echt interessanter und amüsanter Abend zu werden.
Das Areal, in welchem Antje & Gérard feiern werden ist innerhalb des Gahlen Festivalgeländes für sich eingezäunt, es gibt Bändchen für die Gäste, damit ist sichergestellt, dass das Bier für die Hochzeitsgesellschaft nicht plötzlich versiegt 😉
Bier ist im übrigen ein gutes Stichwort, wir trollen uns also zum Bierstand, derweil es für die Gäste auch Kaffee und lecker Kuchen gibt, ich guck mich etwas um, und mache ab und an Fotos. Das mit dem Bier klappt allerdings nicht, denn die Zapfanlage hat keinen Strom. Es wird bald klar, dass wohl niemand auf dem Festivalgelände Strom hat, also auch nicht die Bühne, samt PA.
Dieser Umstand, wird dazu führen, dass die gesamte Running Order für den Freitagabend völlig über den Haufen geschmissen werden muss, einige Bands werden gar unverrichteter Dinge wieder nach hause fahren. Ich halte mich schon zu diesem Zeitpunkt in Gesprächen mit Besuchern von Spekulationen fern, denn letztlich bin ich sicher, dass die Crew alles Erdenkliche daran setzen wird den Fehler zu beheben, dass die Veranstalter über diesen Fuckup sehr unglücklich sind, sollte man nicht betonen müssen.
Das Gute daran ist, dass ich keine Bands verpasse, derweil ich das Hochzeitsfest weiter in Bildern festhalte 😉 So beginnen gegen 19:00 Uhr die Vorbereitungen für die Heidnische Trauung, die von niemand geringerem als Ingo durchgeführt werden wird. Neben den Gästen der Hochzeit, kommen auch einige Festivalbesucher in das Areal um dieser Zeremonie beizuwohnen. Lichttechnisch ist diese Zeit für mich als Fotograf ein echter Glücksfall, denn die Sonne geht nun hinter den Baumwipfeln langsam unter und zaubert einen unvergleichlichen Background zu dieser ungewöhnlichen und dabei sehr emotionalen Traung.
Mit dem Ende dieses Parts der Feier endet auch mein offizielles Engagement in Sachen Hochzeit gegen halb acht, Strom gibt es derweil auch, eine gute Gelegenheit mich um ein kühles Bier und vielleicht einen Happen vom Buffet zu kümmern. Den letzten den ich beim Blick durch den Sucher dort noch zu Gange sah, war der dunkle Parabelritter, als ich die Deckel der Warmhaltebehälter nach und nach öffne, ist meine spärliche Ausbeute eine Bratwurst 😉 Egal, zehn Bier sind auch ein Schnitzel, von der Bühne dringen nun auch Soundcheck-Geräusche, dort zieht es uns jetzt hin.
Canibal Instinct, das Ein-Mann-Projekt von Endwar Record Chef Maik, eröffnet quasi das Gahlen Moscht. Mussten die Fans die letzten Stunden mit Konservenmucke aus dem Telefon oder – die gehobene Art – stromloser Gitarrenmusik unter manch Pavillon vorlieb nehmen, gibt es jetzt endlich hemungslose crustigen Deathmetal, welcher dankbar aufgenommen wird, auch das Brautpaar legt auf der Bühne ein paar Luftgitarrenübungen hin…die Feier ist im besten Gange 🙂
Natürlich weiß keiner so recht, wer als nächstes kommen wird, wie erwähnt, blieb ja vom Billing heute Abend kein Stein auf dem anderen. Die Rumänen Ordinul Negru sind es dann, die mit treibenden oldschool Black Metal die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wobei Oldschool hier Atmosphäre nicht ausschließt.
In der Umbaupause zieht es J. und mich zu Ingo‘s Met-Stand, wir haben nun Zeit ein bisschen zu labern, sind aber in erster Linie wegen seiner Met-Kreationen hier, die wir nun gemeinsam anstoßend alle mal durchprobieren. Echt geile Mischungen, gefährlich süffig im übrigen 😉
Manos bestreiten im Anschluss das Kontrastprogramm zum eben gesehen Act. Mit ihren teils humorvollen Songs – welche dennoch die nötige Grundhärte für die G.-Moschers bieten – dauert es nicht lange, bis die ersten Fans die Bühne entern und die Jungs tatkräftig unterstützen. Dabei werden vom Publikum auch die Bühnenrequisiten, wie ein Polstersessel gern in Beschlag genommen. Höhenpunkt dürfte Zweifellos die Holzrutsche gewesen sein, von welcher reger Gebrauch gemacht wurde. Zwischenzeitlich müssen um die zwanzig Leute auf der Bühne gewesen sein, Party pur, wirklich geil!
Chris aka „Keksgrinder Carl“ von Harmony Dies hat heute (gestern?) Geburtstag, vielleicht ein Grund, warum die Band trotz der Verschiebung ihres Gigs um acht(?) Stunden engagiert und professionell zu Werke geht. Ich meine, es geht gegen 1:30 Uhr, und das Warten auf den vielleicht noch möglichen Auftritt wurde sicher nicht immer enthusiastisch ausgehalten (in Erinnerung an meine eigenen Bühnenerfahrungen). Davon war jetzt aber nix zu merken, Harmony Dies ziehen ihr Ding knallhart durch, und Keksgrinder bezieht das Publikum mit ein, versorgt es gar mit „ekeligem“ Schnapps , schließlich gibt es was zu feiern. Das Publikum dankt es, sicher auch mit einer Priese Respekt.
Gegen drei Uhr bin ich dann auch ganz schön fertig, der lange und anstrengende Tag macht sich ohne Zweifel bemerkbar (oder sind es doch Spuren von Met? 😉 ), die Müdigkeit und Vernunft obsiegt, wir trinken unser letztes Bier und schlendern zu unserem Zelt…
bis zum nächsten Teil…
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