Gesichter einer Szene No.8

der schwierige Kunde 😉

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Im Anschluss an das Shooting mit Gref Grf, fuhr ich direkt zu Lehmie, der zweite Kandidat an diesem Sonnabend. Lehmie kenne ich seit der Schule, keinen Metal Fan kenne ich länger als ihn, so dürfte es nicht verwundern, wenn ich hier schreibe: Durch Lehmie kam ich überhaupt erst zum Metal und zur Szene, davor war ich halt Popper! Aber um mich geht es ja hier gerade nicht, sondern um meinen Protagonisten. Lehmie wohnt ganz oben, Fahrstuhl Fehlanzeige, ich bemühe mich hoch, in der geöffneten Tür empfängt er mich mit so schlabber Shorts in kurzer Form und einem St. Pauli Shirt, ich muss sofort an Axel Prahl denken. Wir begrüßen uns herzlich unsere erste Frage kreist alsbald ums Getränk, wir entscheiden uns für Bier ohne Alkohol, sein derzeitiges Alternativgetränk.

Ich kenne ja seine Wohnung, auch hier haben wir schon viel Musik gehört und geredet, heute aber sehe ich das Wohnzimmer mit dem Auge des Fotografen und meine erste Wahl gilt dem Plattenregal, wir versuchen es dennoch erst in der Sitzecke, wobei Lehmie sich sogleich interessiert zeigt, was so auf dem Foto zu sehen ist…“och das sind ja meine Monty Python Ritterfiguren nicht drauf zu sehen!“ „Ähh, ja, nee, zu weit oben im Regal, stell doch mal eine Figur runter“ „Nee, dann ist es ja nicht echt“ Wir müssen lachen, schieben den sauschweren Kacheltisch zur Seite und mir gefällt es immer noch nicht. Zwischendurch meine bange Frage, ziehst du noch was anderes, bevor wir richtig loslegen? „Natürlich, Peter, was glaubst du denn!“ Lehmie verschwindet ins Schlafzimmer, während ich das Licht vor dem Plattenregal neu aufbaue, so wollte ich es doch! 😉 Aus dem Schlafgemach höre ich so brubbeln „…hm, was für ein Shirt nehme ich denn, es muss schon was sein, was ich unheimlich gern höre…ach hier, ich glaube das Trust Shirt isses“ Mit Jeans und Trust Leibchen erscheint Lehmie wieder, ich dirigiere ihn auf den Barhocker, den ich mittlerweile vor das Plattenregal positioniert habe…so gefällt mir das schon viel besser. Ein paar Fotos, dann Check durch meinen Freund: „och da sieht man ja meine ausgedehnte Trust Sammlung gar nicht!“ Ich verdrehe die Augen: „Lehmie, du bist mein schwerster Kunde, man kann nicht alles haben, dafür sieht man Teile der Saxon Sammlung, iss doch auch ok?!“ „ok…stimmt, aber der rote Stern auf dem Shirt, der muss auch zu sehen sein!“ Klar doch, Lehmie, wir fotografieren aber schwarz/weiß, das iss dir schon klar? Lehmie lacht: „was, der Stern muss rot!!!“ Kurz überlege ich laut für ihn eine Ausnahme mit einem „Color Key“ zu machen, verwerfe den Gedanken aber, wir müssen wieder lachen. Nebenbei schieße ich weitere Fotos bis ich habe was ich will. Wir kommen also zum Ende gehen nochmal durch den Fragebogen und verabschieden uns mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen Beim Shooting lief übrigens eine Neuanschaffung, ’ne dreifach Vinyl von Down „Diary of a Mad Band”.

Steckbrief:
Lehmie (46) Selbständiger
Fan, Sammler

Lehmie ist schon so lange Fan unserer geliebten Mucke, dass er nicht genau sagen könnte, wie er dazu gekommen ist…vielleicht durch seinen Bruder? Den belauschte er beim AC/DC hören, was in ihm als junger Knabe eine Art Rebellion aufkommen ließ, die bis heute in ihm wohnt, wenn auch auf eher subtile Art 😉 Sein Bruder bog alsbald vorerst in Richtung Neil Young ab, eine Richtung, für die er keine Zeit hatte, galt es doch den Heavy Metal in Reinkultur zu erforschen, ihm zu frönen und zu huldigen. So gesellten sich zu Lehmies Initialzündungen durch die Scorpions oder ZZ Top, recht schnell Saxon und Maiden. Ohne die genannten Acts aus dem Auge zu verlieren ging er rasch daran, sich zum Experten in Sachen NWOBHM (New Wave of British Heavy Metal) zu mausern. Tapetraden, „Tendenz Hard Bis Heavy“ hören und uffe Disse den Poppern zeigen, wo der Bartel den Most holt…das waren die wilden Jahre in der DDR. Heute geht es etwas ruhiger zu, Konzerte oder Festivals besuchen oder dem Sammelreiz nachgeben und die Sammlung vervollständigen und immer wenn ich „Edelrocker“ (Lemmy) von Formel Eins höre, muss ich unweigerlich an meinen Lehmie denken…

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