Gesichter einer Szene No. 57
So rückblickend betrachtet, also jetzt, Anfang Herbst, sehe ich die Sache mit den Mücken im Spreewald ganz entspannt, aber so ticken wir Menschen nun mal: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Dabei begann dieser Samstag mit dem Shooting bei Reini in Cottbus zwar zu früher Stunde, aber eben sehr angenehm. Einzig der Gedanke, dass die Gemütlichkeit dazu führte, dass ich mich mit Blick auf meinen zweiten Termin verspäten würde, nagte irgendwann in mir.
Natürlich gab es mit Basti ein recht offenes Zeitfenster, aber ich mag es ja auch, wenn sich selbiges nicht allzu sehr ausweitet 🙂
Langsamen rolle ich der Dorfkirche in Neu Zauche entgegen, und während ich noch so denke: „Bloß gut, dass du hier diesen Trachtenverein nicht mehr „dienstlich“ fotografierst“, da sehe ich schon Basti stehen. Stilecht im „Death“ Shirt. Wir begrüßen uns kurz, wobei Basti mir erzählt, wir fahren dann mal zu einer Schleuse, da könnten wir gut fotografieren. Na dann…ab dafür.
Zunächst führt der Weg über recht schmale aber offene, betonierte Feldwege, aus welchen entlang des Nordumfluters eine breitere Schotterpiste wird. Diese verlassen wir links abbiegend und fahren in den Wald, gewissermaßen, den Spreewald.
Kurze Zeit später sind wir an der Schleuse angekommen, parken die Autos. Ich bin noch nicht ganz ausgestiegen, bemerke noch den singenden-klingenden Schleusenwärter, als mich bereits die erste Mücke sticht. Na, das kann ja mal vorkommen. Kam es dann auch. Öfter als mir lieb war.
Wir laufen mit dem Fotokram zu einer Holzbrücke, welche hier das Nordfließ überspannt, Basti meint, das wäre vielleicht eine dankbare Fotolocation. Recht hat er.
Während ich also in meinem Trolley das benötigte Equipment heraushole, werde ich bereits von einer Armada Stechmücken umzingelt, die auch keinen Zweifel an ihrer Angriffsfreudigkeit lassen…fuck. Und ich habe kein Mittelchen dabei!
Entsprechend unentspannt, baue ich das Lichtsetup auf und schwöre Basti darauf ein, dass wir hier sehr SCHNELL und effizient arbeiten müssen (was ich natürlich eher auf mich beziehen muss), auch ist mit Fußgängerverkehr zu rechnen.
Mit der ersten fotografierten Variante bin ich noch nicht zufrieden, so dass ich – obschon mir diese Mistviecher das Leben schwer machen – noch nach einer besseren Perspektive suche. Das gelingt. Da ich aber hastig arbeite und es warm ist, bekommen nun ALLE Mücken im Umkreis von wohl zehn Kilometern Wind von mir – die Botenstoffe ;-(
Ich zeige Basti meine neuen Fotos kurz auf dem Display, auch er findet die den zweiten Anlauf gelungener. Während ich so fotografiere, fahren immer mal wieder Kähne und Kanus unter uns hindurch, und der Schleusenwärter gibt ein um’s andere ein Ständchen. Wie zur Hölle halten diese Menschen das hier aus?
Als dann eine Horde abgestiegener Radfahrer ihr gutes Recht wahrnimmt und die Brücke passieren möchte, ist es eh vorbei mit dem Shooting. Ich packe hastig ein, gehe zurück zum Auto, vielleicht ist es da besser?
Nein, ist es nicht, warum auch, wir haben unseren Standort vielleicht dreißig Meter verändert 😉
Dennoch labern wir noch eine kurze Weile und Basit füllt mir noch den Fragebogen aus, während ich nebenher an meinen neuen Stichwunden reibe – “…nur nicht kratzen, nur nicht kratzen…weg hier.”, geht es mir durch den Kopf.
Nun, Basti hält es hier im Kampfgebiet auch nicht mehr länger, wir verabschieden uns. Ich steige hastig ein, um nicht noch einige dieser Biester beim Einsteigen mit auf die Reise zu nehmen, und fahre mit geschlossenen Fenstern, bis ich wieder aus dem Wald raus bin.
Der Herbst ist nach dem Frühling eh meine liebste Jahreszeit!
Steckbrief:
Basti (19) Straßenwärter
Fan, Sammler, Konzertgänger
Es gibt ja unter uns einige, die über andere Musikrichtungen zum Metal gekommen sind, oder die von klein auf musikbegeistert waren. Bei Basti trifft das eher nicht zu. Rammstein wäre wohl die Band, die er im zarten Teenageralter viel und gern hörte, Radiomucke zog unbeachtet an ihm vorüber – was ja durchaus die Nerven schont.
Bastis Vadda allerdings wollte sich damit nicht zufrieden geben, selbst Metal Fan, wartete er einen günstigen Zeitpunkt ab, den Sprössling auf Pfade zu leiten, von denen der gar nicht wusste, was am Ende des Weges für geile Musik warten würde. Der Rat des Vaters, sich doch mal alte Schätze wie Obituary oder Death reinzupfeifen, stieß ausnahmsweise mal nicht auf taube Ohren und entfachte beim Sohn ein Feuer der Begeisterung.
Fortan besuchten beide zusammen Metalpartys und Konzerte und bei Basti entwickelte sich die Sammelleidenschaft, wobei Death-Metal Bastis Lieblingsgenre geblieben ist, was allerdings den Blick über den Tellerrand nicht ausschließt.
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