Gesichter einer Szene No.44

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Die Temperaturen haben dieser Tage ziemlich angezogen, allerdings in den Minusbereich, dafür scheint die Sonne satt, als ich das Auto gegen halb drei in Richtung Forst (Lausitz) lenke. Mein Ziel sind die Neißewiesen in der Rosenstadt, genauer dort, wo Fragmente einer gesprengten Brücke – welche heute die Überfahrt nach Polen ermöglichen würde – an dunkle Zeiten erinnern. Von Kathrin ist erst mal nix zu sehen, dafür lungern auf dem angrenzenden Gutenbergplatz zwei, drei Minigangs mit aus Telefonen tönender Rap-Mucke herum. Joa, guck ich mich hier mal um. Ich inspiziere die Reste der Brückenköpfe und könnte mir gut vorstellen, da unten die Fotos zu machen. Eine junge Frau kommt über den Platz in meine Richtung, das muss…ist Kathrin. Unser Kontakt beschränkte sich bisher auf einen Chat, jetzt lernen wir uns also kennen. Unten am Neißeufer kommen wir sogleich ins Plaudern über Fotografisches, Kathrin hat Milchkaffee und zwei Becher mit, genau das Richtige jetzt, wieso fällt mir sowas nicht ein? 😉

Zusammen begehen wir nun das Areal, bis wir eine passende Stelle ausfindig gemacht haben. Als wir schließlich mit den ersten Fotos beginnen, überrascht mich mein Blitz mit Unausgewogenheit bei der Lichtabgabe. Ein Foto wird korrekt belichtet, eines unterbelichtet. Das geht eine ganze Weile so, ich wechsle sowohl Funkauslöser, als auch Blitz, ohne Erfolg. Ich komme mir gerade etwas bescheuert vor. Kathrin benutzt für ihre Fotos gern Dauerlicht, ist mit Blitzen nicht so bewandert, wie sie sagt, da machen solche technischen Fuck Ups natürlich einen echt „guten“ Eindruck 😉 Hm, wir schieben es auf die Kälte, welche die Akkus hindern könnte, den Blitz in gewohnt kurzer Zeit wieder aufgeladen zu haben. Eigenartigerweise werden die Ausfälle dann aber weniger. Naja, wir erarbeiten uns zusammen ein Foto, mit dem wir beide zufrieden sind, obschon ich so ziemlich jedes gut fände, Kathrin ist aber mit sich selbst auf Fotos etwas kritischer. Irgendwann haben wir es dann. Mittlerweile möchte die Kälte gern unter unsere Jacken, die Füße beginnen unangenehm zu frieren, obwohl ich in weiser Voraussicht Einlegesohlen in meine Stiefel schob. Aber ganz fertig sind wir noch nicht; wie schon Antje in Dresden, hat natürlich auch Kathrin ihre Kamera dabei, setzt nun ihr 2.8ter Telezoom auf den Kamerabody und beginnt mich zu fotografieren. So entstehen ein paar Aufnahmen, während ich die Ausrüstung in meine derweil mit Raureif überzogenen Taschen packe. Aber ein bisschen Posen wäre auch schön, also Winterjacke ausgezogen und den Platz am Brückenpfeiler eingenommen. Klack, Klack, Klack. Nach fast eineinhalb Stunden hier draußen sind wir nun echt durchgefroren, zudem erwarte ich heute noch Besuch von einem guten Freund, es heißt also Abschied nehmen. Aber Halt! Fehlt da nicht noch etwas sehr Wichtiges? Ähh…ja. Bei all dem angeregtem Austausch über unsere Fotografie haben wir gar keine Zeit gefunden, über unsere Musik zu reden! Das müssen wir freilich nachholen, wie sonst, sollte ich den Steckbrief schreiben? 😃

Steckbrief:

Kathrin (32) Veranstaltungstechnikerin, Fotografin

Fan

Wohl jeder erinnert sich an seine Klassenfahrten in der Schulzeit, da passieren ja die irrsten Sachen.

Vom ersten Wodka-Rausch bis zum wilden Rumknutschen. Es ist nicht überliefert, was bei Kathrins Klassenfahrt abging, oder es gehört hier nicht berichtet. Dennoch blieb die Reise in guter Erinnerung, lernte sie doch fern der Heimat einen Typen aus Thüringen kennen, der Black Metal Fan war.

Auf die vierzehnjährige Kathrin übte das eine ziemliche Faszination aus, die beiden wurden Brieffreunde (eine Art Vorläufer der Kommunikation per E-Mail in analoger Form) und er überließ ihr einen Sampler aus dem „Slam“ Magazin zum reinhören. Drauf zu finden: Theatre of Tragedy mit „Lorelei“, ein Song, der bei Kathrin die Synapsen klingeln ließ – damit hatte sie ihre Musik gefunden! Die nun folgenden musikalischen Exkurse führten sie über sie Jahre durch allerlei Subgenres, wie: Death-, Thrash-, Doom-, Pagan-, Gothic-, Melancholic-Metal, wobei Bands aus dem Ambient- und Blackmetal bei ihr die intensivsten Eindrücke hinterließen. Eindrücke, die bis heute für Inspiration sorgen, die Kathrin in ihrer zweiten Leidenschaft einfließen lässt: der Fotografie. Die Brieffreundschaft schlief irgendwann ein. Allerdings liefen sich die beiden jugendlichen Zeilenschreiber Jahre später ein zweites Mal über den Weg – bei einem Konzert im Muggefug, Kathrin im Publikum, der Black Metal Fan mit seiner damaligen Band Prosatanus auf der Bühne. Konzerte und Festivals liebt Kathrin vor allem wegen der Atmosphäre unter den Besuchern. Ihre liebe zur Musik hat sich längst auch auf andere Genres ausgedehnt, und so kommen neben den unzähligen Bands aus dem Metalbereich gern auch Bands wie Massive Attack oder Dead Can Dance zu Gehör. Es darf aber auch Klassik, Dark Jazz oder Folk sein. Ihr seht, ein hoffnungsloser Fall von Musikjunkie 😉

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making of am Ufer der Neiße

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hektisch am Set 😉 Foto: Kathrin

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Raureif auf der Fototasche – Foto: Kathrin

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Foto: Kathrin

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