Chronical Moshers Festival 2017 – Ein Rückblick (Teil 2)
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In den frühen Morgenstunden des Festivalsonnabends auf dem Chronical Moshers Festival 2017 ist es auf dem Parkplatz (oder auch alternativem Campground) sehr still. Kein Wunder, die Dämmerung liegt gerade erst über dem Gelände und die Besucher liegen wohl fast alle noch in den Schlafsäcken. Mich umtreibt etwas Harndrang, ich überlege, ob ich mal rüber zur Baumgruppe husche.
Verdammt, ist das kalt! Ich bin ja kein Freund von heißen Sommern, aber die Nächte müssen mir deshalb nicht mit „winterlichen“ Temperaturen den Schlaf rauben. Ich ziehe mir irgendwie die Schuhe an (immer dieser Sackgang), krieche durch die viel zu niedrige Zeltöffnung, und mache mich gerade um im nassen Gras zu stehen.
Zusätzlich zum gestrigen Regen hat sich noch Tau auf das Grün gelegt. Friedlich liegt die Niederung im Morgennebel, bei meinem Gang versuche ich die Botten halbwegs trocken zu halten. Nach erfolgter Notdurft hau ich mich wieder hin, etwas wärmer ist mir durch den kleinen Ausflug wenigstens geworden.
Da es ein freundlicher, warmer Tag werden wird, schafft es die Sonne in kurzer Zeit in den Zelten den nicht vorhandenen Wecker zu ersetzen, von der Kälte der Nacht ist nichts mehr zu spüren. Es folgt der etwas umständliche Start des Festival-Campers in den Tag, der darauf abzielt, möglichst bald mit einer Molle chillend im Klappstuhl zu lümmeln… doch halt! Wie wäre es mit Frühstück?
Meine Mitstreiter und ich begeben uns also zum Festivalgelände. Am kombinierten WC/Dusch-Gebäude gibt es vor der Damendusche eine Schlange, wir hören heraus, der Schlüssel ist irgendwie nicht da, einige höfliche Herren bieten selbstredend sofort an, die Männerdusche gemeinsam zu nutzen… Frauenhände winken dankend ab 😉
Der Andrang am Imbissbereich ist überschaubar, wir odern Rührei mit Brötchen und Kaffee, welches wir an einem der kleinen runden Tische vor dem Zelt zu uns nehmen. Sowohl der Kaffee als auch das Ei schmecken wirklich gut, die Bedienung ist zudem freundlich und schnell. Sehr gut.
Wir treffen noch Anke und Steffen, die uns zum Mittag einladen, bis dahin ist noch etwas Zeit…also Klappstuhl!
Gegen Mittag gehen wir also zu unseren Gastgebern am See, wo auf dem Grill die Würste bereits ihren letzten Wendungen entgegen sehen. Anke und Steffen sorgen noch für Sitzplätze und Bier, fertig ist der Mittagstisch. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön!
Ich versprach gestern den Jungs von Crash Hammer, mich fotografisch bei ihrer Show auf die Lauer zu legen, die Jungs haben den ersten Slot heute und bin ich gegen 13:45 Uhr – mit etwas Verspätung – vor der Bühne. Die Musik Crash Hammer konnte mich so „kurz“ nach dem Aufstehen mit ihrem Thrash Metal durchaus überzeugen, geile Vocals übrigens… Backstage bitte ich noch um ein „Durchgerockt“ Foto, dann zieht es mich zurück zum See um mit den anderen den gestrigen Tag Revue passieren zu lassen
Für 15 Uhr habe ich mich Rob vom Chronical Moshers e.V. für ein Foto zu „Gesichter einer Szene“ verabredet und so verlasse ich die Runde rechtzeitig wieder, um am Auto mein Equipment zu holen. Kamera, Blitz und Kleinkram wandern in den Rucksack (ebenso wie ein alkfreies Radler), das Ministativ lässt sich gut in der Hand tragen. Ich warte dann einige Zeit am verabredeten Treffpunkt, der Planet brennt gut, ich suche Schatten. Ich frage schließlich am Merch-Stand, ob jemand weiß, wo Rob ist. Es stellt sich nach einiger Recherche heraus, dass Rob noch nicht so richtig fit ist, womit die Fotosession ins Wasser fallen wird. Nun, sowas passiert schon mal, wenn man im Kreis von Freunden feiert. Ich latsche zum See und nehme ein unheimlich angenehmes Fußbad, bevor ich wieder am Zelt bei meiner Frau, meinem Sohn und seiner Freundin aufschlage.
Erstmal Klappstuhl!
So richtig ins Konzertgeschen steigen wir dann zum Gig von Décembre Noir ein. Die Erfurter waren auf dem „Moshers“ eine dieser Bands, die ich unbedingt sehen wollte, in diesem Fall erstmals. Band und Musik bestätigten meine Erwartungen, geiler doomiger Deathmetal, mit diesem gewissen Hang zu alten Paradise Lost, gepaart mit einer sehr angenehmen und respektvollen Art des Auftretens gegenüber den Fans…sehr, sehr geil!
Nach dem Gig wägen wir ab, inwieweit wir uns die nun folgenden Alpha Tiger antun möchten 🙂 Zur Entscheidungsfindung schlendern wir zu Bierstand, weil sich mit einem frischen Bier besser „diskutieren“ lässt. Nun, der Diskurs war kurz, Gegenstimmen gab es nicht, wir gucken also mal ins Zelt. Auch Alpha Tiger legen große Spielfreude an den Tag, und ihr seit 2015 aktiver „neuer“ Sänger hat durchaus Qualitäten, jedoch, ist es eben nicht so unser Geschmack.
Dann lasst uns noch ein Bier holen! Bei der Gelegenheit erinnere ich Max an sein gestern geäußertes Vorhaben, mal am Bieranhänger der Sternquell Brauerei zu lecken, was schließlich in jenem Foto endet, welches hier als Artikelanfang herhalten darf 😉
Illdisposed überraschen mich heute Abend einigermaßen. Noch vor einem Monat in „Hütte“ hinterließen mich die Dänen – allen voran Frontmann Bo – recht irritiert. Auf dem CMOA schien die Band wie ausgewechselt und traten echt Ass! So machte denn auch die Ansage von Sänger Bo Sinn: „…ja, wir spilen gern in Deutschland, auch in Eisenhuttenstad, aber da war ich doof und swul“ Whoop! Whoop! Das Zelt ist dabei echt voll und es zeigt sich für mich das erste Mal ein Nachteil eines Festzeltes: wenn du von draußen gucken willst, gibt es eben nur ein paar Sweetspots, wo du tatsächlich bis zur Bühne durchgucken kannst, das ist bei einem Open Air freilich anders, aber da kannst du auch gut nass werden 🙂
Pilspause…
Auf Disbelief freute ich mich schon vorher sehr, zeigten sie sich doch Ende 2016 bei einem Konzert in meiner Gegend schon höchst sehenswert.
Diesmal drehten die Dieburger – mit aktuellem Album in der Setlist – geradezu beängstigend am Rad. Während ihrer knappen Stunde Spielzeit verausgaben sich die Mannen um Ausnahmesänger Jagger sichtlich und werden dafür vom Publikum absolut verdient gefeiert. Am Ende des CMOA wird der Gig von Disbelief zu meinem persönlichem Festival-Highlight. Bravo!
Umbau und Pilspause…
Mit Grave gab es auf dem 15. Chronical Moshers einen absolut würdigen Vertreter des kompromisslosen Schweden Death Metal… brutal und tight! Frontman Ola Lindgren hatte durch sein Prong Shirt schon mal dicke Pluspunkte bei mir, aber natürlich konnte die Band in erster Linie durch ihre Performance überzeugen…fett ohne Ende.
Als sich mit dem Headliner des Abends Legion Of The Damned auf die Bühne begeben, hatte ich für mich beschlossen, die Kamera ruhen zu lassen. Verständlicherweise schlaucht so ein Tag dann doch ziemlich, und hätte ich angefangen, auch LOTD noch zu fotografieren, hätte mich mein Anspruch dazu gedrängt, auch ein „Durchgerockt“ Foto von den Jungs zu machen. Aber ich wollte einfach schon etwas runterkommen, mal nur noch ein paar Songs mitnehmen und dabei Bier trinken 🙂
Die Niederländer sind zweifellos eine krasse Nackenbrecherband, jedoch beschleicht mich ein ums andere Mal dieses: „Kennste Eenen, kennste Alle“ Gefühl. Spaß haben die Jungs dennoch gemacht, auch wenn ich nicht bis zum Schluss im Zelt war.
Auch die Nacht zum Sonntag war elendig kalt, Max und seine Kirsche wechselten ihr Nachtlager dann gar ins Auto um den Temperaturen zu trotzen…ich wünschte den Sonnenaufgang herbei 🙂
Nach dem Aufstehen galt es die Zelte und Klamotten zu packen…und Max’ Telefon zu suchen, was erstmal zu heller Aufregung führte. Anrufen ging nicht – kein Akku, Flugmodus? Ich fand es dann in irgendeiner Ritze im Auto, was allgemeine Erleichterung brachte.
Abschließend lässt sich sagen: Wir waren gern Gäste auf dem 15. Chronical Moshers Open Air. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, mit einer sehr ambitionierten, freundlichen Crew, nebst guter Verpflegung und vernünftigen Preisen, inmitten einer herrlichen Landschaft.
Wir rollen vom Gelände, unser Weg führt uns nun ins mittlere Erzgebirge, dort sind wir heute noch zum Grillen eingeladen…‘ne Tasse Pils wird auch drin sein…
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