Die Frostfeuernächte 2020 – Teil 1
Nachdem wir im letztem Jahr, aus für mich recht wichtigen Gründen, den Frostfeuernächten fernblieben, lag meine reizende Frau zum Tag des Vorverkaufs am Rechner auf der Lauer, um die begehrten Tickets mit einem Zimmer der „Kategorie 1“ zu ergattern. Denn: den liebgewonnenen Komfort eines Zimmers mit Bad mochten wir nicht missen. Die Sache klappte und verbunden mit einem Line Up, welches erheblich unserem Geschmack traf, versprachen die Frostfeuernächte ein gelungener musikalischer Start für 2020 zu werden.
Den Freitag der Anreise lassen wir entspannt beginnen: Frühstück, Kaffee, letzte Handgriffe am Gepäck. Gegen 13 Uhr machen wir uns reisefertig, laden ein paar Klamotten, Fotoequipment und Dosenbier in den Font des Wagens und machen uns auf die Reise.
Der Tag ist grau und kühl, dabei von Frost keine Spur, wir werden etwa anderthalb Stunden bis zum „Kiez Frauensee“ unterwegs sein. In Lieberose lenke ich das Gefährt auf den Parkplatz einer Edeka Filiale, denn wir beschlossen soeben, uns noch ein paar Kleinigkeiten für Zwischendurch einzuholen. Die Wahl fällt auf Schinkenbeißer, gefüllte Teigdinger und zwei kleine Rührkuchen.
Die Frostfeuernächte finden in diesem Jahr erstmals auf einem neuen Gelände statt, welches die Jahre zuvor nur für weitere Unterkünfte genutzt wurde. Mehr Platz in der Mehrzweckhalle, mehr Zimmer und eine Freiluftbühne sprachen für den Wechsel und wir sind gespannt, wie sich das für uns als Besucher anfühlen wird.
Zunächst einmal verwirrend 😉 Wir nähern uns auf einem schmalen Asphaltband dem Eingang des Geländes, an dessen geöffnetem Tor einer der Ordner auf Ankömmlinge wartet. Er verrät, wir sollen uns rechts halten und „da vorn“ auf den Parkplatz fahren, dort würde jemand sein, der Bändchen und Zimmerschlüssel ausgibt. So machen wir‘s. Rollen also ein Stück dem Waldweg entlang um auf dem (Wald-)Parkplatz eine junge Frau mit Ordnerweste zu befragen…wo denn jetzt, die ähh… Ja, „da vorn“ dann rechts, zeigt sie und ich versuche, ihren Weisungen zu folgen, bedanke mich und wir rollen weiter. Ich kann nicht genau sagen, wohin wir eigentlich rollen. Jedenfalls fragen wir ein paar hundert Meter weiter zwei Ordner, die uns raten „da vorn“ erst mal unser Auto abzustellen und dann „da lang“ zurückzulaufen. Auch das machen wir. Kommen wieder auf dem Parkplatz an (zu Fuß) sehen wieder die Mehrzweckhalle, fragen wieder einen Ordner, der auf das weiße Zelt vor der Halle zeigt. Ach, so einfach wäre es gewesen? Hm… Wir empfangen also in jenem Zelt, welches als Ein-/Ausgangs/Kontrollschneise angelegt ist, unseren Schlüssel und den Stoffstreifen fürs Handgelenk. Bei der Frage nach meinem Fotopass winkt Veranstalter Felix lässig ab, “das machste alles so”. Vor dem Eingang der Halle haben wir unsere Freunde Anke und Steffen bereits entdeckt, begrüßen sie kurz und verabreden uns auf ein baldiges Bier, wenn wir unseren Kram sortiert haben.
Wir laufen jetzt zum Auto zurück und fahren vor das Haus welches unser Zimmer beherbergt, laden aus und stellen die Karre auf dem Parkplatz ab, wo sie bis zum Sonntag bleiben wird. Unser Zimmer liegt quasi im Haus gegenüber der Konzertstätte, was echt cool ist, da es kurze Wege verspricht. Gemessen an dem (stressfreiem) Einlass-Prozedere unser vergangenen Besuche des Festivals war es also echt konfus. Die Jahre zuvor wurde am „Kassenhäuschen“ direkt an der Zufahrtsstraße das Auto auf Flaschen und Waffen kontrolliert, Band und Schlüssel samt Orientierungskarte gereicht und fertig war die Einreise. Dieser Tage gab es keine Karte und keine Kontrolle des Fahrzeugs…
Das Zimmer ist schnell eingerichtet, die Betten bezogen und wir lassen die ersten Bierbüchsen zischen – derweil wir uns wundern, dass im Bad immer noch das Licht an ist. Da unser Zimmer ebenerdig liegt, ist es auch soweit behindertengerecht – daher verwundert es nicht, dass die Beleuchtung im Bad über einen Sensor erfolgt. Nur über die Timings sind wir uns nicht im Klaren, weshalb wir beim Biertrinken versuchen herauszubekommen, wann das Licht dort mal ausgehen möchte, es möchte aber nicht so recht ausgehen. Sehr strange. Des nachts werden wir noch bemerken, dass die Deckenleuchte (bei geschlossener Tür!) immer mal angeht – man sieht es durch den Türschlitz 🙂
Kurz vor 17 Uhr – bei schwindendem Tageslicht – wollen wir nun den neuen Ort des Geschehens erkunden, Freunde treffen. Wir fallen quasi aus dem „Gästehaus“, gehen 50 Meter und kommen links über den Parkplatz nochmal dieselbe Strecke laufend zum Vorzelt. Hier wird auf Einlass und Tascheninhalt kontrolliert, es geht zügig und freundlich zu, wir betreten die Halle.
Dem ersten Anschein nach, könnte das neue Domizil durchaus fast auf die doppelte Größe im Vergleich zu den Vorjahren kommen. Wirklich super ist die Aufteilung: Mussten sich damals die Gäste immer von hinten bis zur Bühne vorkämpfen (je nach Andrang), ist es jetzt möglich, im großzügigem Gang zwischen dem Bühnenbereich und den Merchständen quasi am Livegeschehen vorbei weiter nach hinten in die Halle zu schlendern, wo sich einerseits die WCs (vormals treppab) und ein langer Ausschank befinden. So ist es auch möglich, je nach Gusto, von seitlich in die Konzerte der Bands einzutauchen, ob nun gleich vorn an der Bühne, oder eben weiter hinten, wo vielleicht bequemer gestanden werden kann. Auch seitlich der Bühne ist jetzt viel mehr Platz für Technik und ich glaube allen Anwesenden (Gäste, Bands, Crew) haben von der neuen Örtlichkeit profitiert.
Hier treffen wir also Anke und Steffen, nebst ihrer Zimmergenossin, und während Jörmungand Folk/Pagan Metal von der Bühne schütten, beginnen wir mit dem Festivalalltag: Quatschen, Bands ansehen, Bier trinken. Verblüffend einfach, aber nach etwas über einem halben Jahr mit „nur“ Clubkonzerten extrem erfrischend!
Bevor wir uns 19:20 Ellende anschauen wollen, laden wir unsere Freunde zu einem Bier auf unser Zimmer ein – dazu wird der Rührkuchen angeschnitten und über Bewegungsmelder gefachsimpelt 😉
Bei Ellende handelt es sich um Mastermind und quasi Einzelmusiker „L.G“, welcher jedoch für seine Auftritte ein – seit Gründung des Projekts 2012 – stabiles Live-Lineup um sich scharrt. Und das liebe Musikfreunde, war dem Gig auch anzumerken. Ellende boten so, als homogene Einheit, eine herrlich atmosphärische Show, die mit Songs deutlich über fünf Minuten enorm kraftvoll wirkte.Für uns ein absolut gelungener musikalischer Auftakt der Frostfeuernächte.
Der Plan, sich zwischen den Gigs von Ellende und Anomalie sitzend mal einem gepflegtem Bier zu widmen, scheiterte dann an Noctem. Die Spanier zogen die Blastbeat-Schraube vehement an, dabei – musikalisch ebenfalls im Blackmetal verwurzelt – sehr tight spielend und mit Beleth einem Frontman in den Reihen, der vor Agilität fast platzte. Tolle Band!
In der Umbaupause nutzen wir die Zeit und statten dem Frostfeuermarkt einen nächtlichen Besuch ab. Die Temperaturen haben jetzt etwas angezogen, was es etwas surreal erscheinen lässt, unter einem kleinen Zelt am Fuße der Waldbühne eine Band (Soulgrinder) musizieren zu sehen. Wer Hunger verspürt, kann hier Essen fassen oder etwas nebenan Äxte auf ein Zielscheibe schmeißen. Die Atmosphäre hier ist durch Feuerschalen und das Lagerfeuer ausgesprochen angenehm, jedoch geht es auf 22 Uhr zu, Anomalie stehen auf dem Plan!
Deren Konzert war für uns dann neben Ellende ein weiteres Highlight des Freitagabend. Ich komme nicht umhin, mich im Bezug auf diese Band um Frontmann Marrok als – gewissermaßen – Fanboy zu bezeichnen. Der Gig der Österreicher geriet im Vergleich zum Zeltgig auf dem „In Flammen“ noch gelungener, da die Bühne in atmosphärisch passendem Licht illuminierte war. Das ist natürlich auch ein Fluch für Fotografen, da die Abstinenz von jeglichem Frontlicht selbst Fans in der ersten Reihe die Gesichter nur erahnen ließ. Naja, ein Aspket, den man wohl vernachlässigen muss, die musikalische Darbietung jedenfalls, ließ keine Wünsche offen. Nach dem Gig husche ich fix in den kleinen Backstageraum – welcher eher als Durchgangszimmer für die Bands dient, die gerade spielen – um den Jungs einen Umschlag mit ausbelichteten Fotos ihres In Flammen Konzerts zu überreichen. Anomalie bedanken sich herzlich und ich verschwinde auch gleich wieder…jedoch nicht ohne eine Setlist 🙂
Zu Mitternacht fällt uns ein, dass wir vielleicht doch noch ’ne Wurscht essen wollen, weshalb wir mit einem Pils in der Hand abermals zum Frostfeuermarkt eiern. Die Grillroste kühlen natürlich bereits ab, völlig verständlich und auch kein Problem. Wir setzen uns also noch auf eine Bierlänge ans Feuer und lauschen den philosophischen Gesprächen der in die Flammen starrenden Beisitzer 😉
Später zischen wir noch ein Absacker auf dem Zimmer um gegen halb zwei das Licht zu löschen…im Bad bleibst freilich noch eine ganze Weil an…
Fortsetzung folgt…
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