Gahlen Moscht 2017 (Teil 2)
Tag 2 – Sonnabend:
Mein Start in den zweiten Tag auf dem Gahlen Moscht würde ich als äußerst durchwachsen bezeichnen. Die Nacht war derbe kalt, und ich habe auch nicht unbedingt das Gefühl, die Campingliege hat mich super entspannt schlafen lassen, nee. Nachdem sich die Sommersonne über das Zelt gelegt hatte, wurde es schnell warm. Natürlich zu warm, und so schrauben wir uns gegen neun Uhr aus dem Zelt. Naja, vorher wird – so gut es eben geht – noch etwas Morgentoilette unter der Camperhaut betrieben, das Ganze ist echt umständlich, ständig sucht man irgendwas, rutscht auf Knien rum, findet es nicht.
Die erste Stunde nach dem Aufstehen habe ich deshalb ziemlich miese Laune. Meine Frau erträgt meine Tiraden über die Unzulänglichkeiten dieser Festivalcamperei lachend, sie meint, wir sollten erst mal was frühstücken gehen, dann wird sich mein „Zustand“ schon verbessern 😉
Bei den flachen Massivgebäuden, die auch ein paar Duschen beherbergen, gibt es belegte Brötchen und Kaffee, das ordern wir jetzt. Leider erweisen sich die kalten (vermutlich vorgefertigt aus der Kühlung genommenen) Rundstücke nicht gerade als Stimmungsverbessernd bei mir, der Kaffee allerdings setzt noch eins drauf. Ich sag mal so, wenn ich Kaffee verkaufen würde und mir passiert es mal, dass bei einer Kanne das Mischverhältnis nicht passt (also ich kann bis auf den Grund des Bechers gucken) dann würde ich damit die Blumen gießen, anbieten würde ich sowas nicht, weil ich nicht wollen würde, dass man herum erzählt, der Kaffee dort war ungenießbar.
Egal, wir hatten ja noch eine Einladung von Anke und Steffen. Wir gehen nochmal zum Zelt, greifen uns was zu Trinken und suchen die Beiden, die mit ihrem VW Bus außerhalb des Bühnengeländes stehen müssten. Tja, so ein Reisemobil ist schon ne gaaanz andere Nummer. Die beiden regen uns an, es uns unter dem Vordach gemütlich zu machen, der Kaffee wird nicht lange auf sich warten lassen… meine Stimmung steigt, ich komme langsam in Schwung 🙂
Nach einiger Zeit angenehmen Plauderns machen wir uns gemeinsam in Richtung Bühne auf, um zu gucken, was so läuft, auch wäre ein frischgezapftes Pils jetzt genau richtig. Überbrückte ich den Tag, neben Kaffee, mit drei alkoholfreien Radler aus Kunststoffflaschen(!), ist kühles, frisches Bier nun echt ein Genuss – entsprechend schnell müssen die Becher neu gefüllt werden 😉
Die erste Band, die wir sehen, spielen ziemlich technischen Deathmetal, den ich ganz gut finde. Nix für jeden Tag, aber jetzt gut geeignet die ersten Moschers in Gang zu bringen und Klopapierrollen fliegen zu lassen. Den Namen der Combo konnte ich nicht eruieren, auch nicht später über den Abgleich der Running Oder mit dem Zeitstempel meiner Fotos, schon eigenartig.
Die nächsten zwei Bands für uns sind Aralez und Xicution, wobei Aralez bei mir deutlich mehr Anklang fand, als der zwar groovige, aber eben manchmal eintönig daherkommende Deathmetal von Xicution. Aralez‘ tragend atmosphärische, teils doomige Arrangements, gepaart mit der klaren Stimme von Gitarristin Margarita Zakaryan, trafen so recht meinen Geschmack. Großartig!
Es geht auf 17 Uhr zu, wir könnten noch was zu Essen vertragen, so latschen wir also rechts an der Bühne vorbei um kurz darauf vor dem „Fresserey“ Zelt zu stehen – den Speisezettel überfliegend – entscheiden wir uns für einen Burger. Als der etwas missmutige Blick der Bedienung jedoch die leere Pfanne streift, fragen wir, was denn gerade so geht. „Bratwurst?“ Okay, dann soll es eine lauwarme Bratwurst sein. Mit der Verpflegung haben wir diesmal irgendwie kein Glück. Unterwegs treffen wir Gérard, der uns nahelegt, doch nochmal auf dem Hochzeits-Campground nach dem Fassbier zu sehen…das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen.
Wir lümmeln also hier ein bisschen rum, hängen dort ein wenig ab und es macht sich etwas Müdigkeit breit, die sogenannte “negative Phase” beginnt. Wir sitzen dann eine Weile vor unserem Zelt in Campingstühlen und lauschen der Mucke, die von der Bühne herüberweht, bisweilen mir für eine Minute die Äuglein zufallen. Ich schwöre: Länger kann es nicht gewesen sein! Wieder wach, fällt mir auf, dass diese Blackmetal Band Firtan echt gut klingt, wir beschließen, da noch schnell einen Blick drauf zu werfen, aber ehe wir so in die Gänge kommen, sind die Jungs leider schon von der Bühne.
Als Arroganz dann die Bühne betreten, scheint der Zeitplan so um eine Stunde nach hinten verschoben, hingegen sich der Himmel derweil zugezogen hat. Der Platz ist jetzt sehr gut gefüllt und wohl jeder freut sich auf das Konzert der quasi Lokalmatadoren. Die Combo zeigt sich von ihrer besten Seite, -K- ist äußerst kommunikativ, -T- trommelt sich vermutlich die Seele aus dem Leibe, derweil -P- süffisant grinsend, irgendwie als ruhender Pol im musikalischen Inferno dem Set die nötige Abgeklärtheit gibt. Zur Mitte hin beginnt es zu regnen, was die Zuschauer allerdings nicht weiter beeindruckt…sehr geile Show!
Derlei motiviert, begebe ich mich unmittelbar nach dem Konzert in das Backstage-Zelt, um ein weiteres Foto für meine „Durchgerockt“ Reihe anzufertigen, nachdem die Band ihr Equipment halbwegs abgetrocknet hat, bietet sich dafür die Gelegenheit.
Nach der Umbaupause entert die tschechische Band Hypnos die Bühne, und der Regen verzog sich. Ich kannte die Band bis dato nur über ihren Namen, was einigermaßen Schade ist, denn: Hypnos machen arschgeile Mucke! Da es bei mir keine Erwartungen daran gab, was nun zu hören und zu sehen sein wird, bin ich ziemlich geflasht, ob der guten Musik und der professionellen Show welche die Tschechen hier bieten. Sänger und Bassist Bruno erinnerte mich ob der Ventilatoren unter ihm – die seine Loden magisch wehen lassen – sogleich an Biff Byford von Saxon, der gern mit ähnlichen Tricks arbeitet. Die musikalische Richtung ist jedoch Deathmetal, und zwar die Art, die sich bei mir mit einer gewissen Komplexität gleich verfängt. So sehr, dass ich noch tags drauf bei Einheiten Produktionen das Vinyl ordere. Okay, da habe ich etwas gepennt, schließlich war das Label ja mit einem Stand vor Ort, hach 🙂
Auch Hypnos entlocke ich eine Fotoerlaubnis für „Durchgerockt“, hernach es meine Frau und mich nochmal an den Bierstand zieht. Da wir morgen bereits abreisen werden, ist heute Disziplin gefragt, gegen ein Uhr ist Schicht im Schacht, öhm, Zelt.
Tag 3 – Sonntag:
Diese Nacht war echt besser, auch weniger kalt, vielleicht ist es Frage der Gewöhnung, wie man dieses „Campen“ empfindet. Ich fühle mich recht gut, jedoch schieben sich über uns schon dunkle Wolken zusammen. Als wir uns zu Anke und Steffen aufmachen, beginnt schon der Regen. Die Beiden haben wieder köstlichen Kaffee für uns, und…lecker Kuchen 🙂 Unter dem Vordach des Van, lässt sich der Regen aushalten, ich schlürfe noch ein alkfreies Radler, während sich die anderen Drei an leicht-prozentigen Mischungen probieren 😉
Als es zwischendurch mal kurz aufklart, packen wir unseren Kram zusammen, gegen 16:00 Uhr heißt es Abschied nehmen von unseren Freunden…naja, das nächste Scharmützel ist ja schon in wenigen Tagen, dann sehen wir uns auf dem Chronical Moshers Festival!
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