Gesichter einer Szene No. 55

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Der kleine Abriss über den Fototermin mit Dirk lies etwas auf sich warten, „Gesichter einer Szene“ geht derzeit etwas schleppend voran – gleich drei Termine sind aus verschiedenen Gründen nicht zustande gekommen – dennoch gibt es derzeit fototechnisch viel zu tun für mich. Konzerte, Partys, Hochzeiten… es ist vielleicht ganz gut, die Serie etwas hinten anzustellen um Luft zum Atmen zu haben, aber wie war das denn nun mit Dirk?

Dirk hat da so eine schöne Vorstellung: Es gibt hier in Potsdam – unweit seiner Wohnung – einen Park, darin sich eine kleine Felsformation befindet. Er meint, er sei dort ziemlich oft mit seinen Kids, auch aus diesem Grunde könnte er sich sein Foto dort gut vorstellen. Es ist das Osterwochenende und das Wetter – ist wie hier schon beschrieben – durchwachsen. Konnte ich Ehefrau Nadine noch entspannt an der Billardplatte fotografieren, droht mir nun Ungemach durch wetterseitige Scharmützel.

Dirk schlägt vor, seinen Wagen zu nehmen, was ich generell begrüße, hält es das Risiko nass zu werden in passable Grenzen. Wir lassen Frau und Kind zurück und düsen ein paar Straßen weiter zum avisierten Park Babelsberg, dort am Rande des Parks gibt es besagte Felsformation.

Wir schieben ein wenig Müll beiseite, ich baue ein Stativ auf, und montiere darauf einen Blitz. Das Gelände ist teils leicht abschüssig, und wir müssen das Stativ mit dem Fototrolley beschweren, damit es nicht umkippt, dann passt soweit alles. Bis auf Dirk, den ich bitte, auf einem der Findlinge Platz zu nehmen… es kann losgehen. Jacke an, Jacke aus, sitzend oder stehend? Ich bin unschlüssig, wir probieren alles, derweil sich einzelne Tröpfchen aus den tiefhängenden Wolken lösen…naja besser als knallige Sonne!

Nach einer halben Stunde treten wir den Rückzug an, schließlich warten noch ein paar andere Aufgaben auf uns. Auf unserem Weg erzählt Dirk von seinen Abenteuern mit dem Aufzeichnen von Interviews, die sich darin äußerten, dass er es bereits erlebte, dass die Software beim Abspeichern der Dateien patzte, was ihm angesichts des Interview mit Stumpen von Knorkartor heiß und kalt werden lies. Wieder im Heim der Beiden, bitte ich Nadine mir zu erzählen, wie sie in die Fänge unserer Subkultur geriet, hernach ich Dirk dann ebenfalls befrage, und dann passiert es: Als ich die Aufnahme beende erscheint auf dem Screen irgendwas mit „Can‘t save file…blablabla“  Nee, oder? Dirk grinst verschmitzt und sagt, „Siehst du, nun weißt du, warum ich mittlerweile zwei Geräte parallel aufnehmen lasse“…grrrrr. Vielleicht finde ich ja wie Dirk auf der Kiste später so ein „temp“ File? Nein, ich fand es nicht.

Wir tauschen nun die Rollen – Dirk möchte in der nächste Ausgabe des „Metal Guardian“ ein Feature über „Gesichter einer Szene“ bringen, also obliegt es nun mir, seine Fragen zu beantworten, und ich komme dem wirklich sehr gern nach. Irgendwann verlassen wir den Pfad des eigentlichen Interviews, es entspinnt sich eine Diskussion über den Unsinn der Vorberichterstattung für Festivals und Konzerte, darin mündend, wie sinnvoll heute noch geschriebene Plattenkritiken sind. Unser Gespräch ist so angenehm und fruchtbar, dass wir es bei einem späteren Treffen auf jeden Fall vertiefen wollen, am besten bei einem Bier 😉

Die Zeit bei meinen Gastgebern ist nun doch schon sehr voran geschritten, ich liege absolut nicht mehr in meinem Zeitplan, der heute noch einen Besuch bei Evil vorsieht, um am „Neiße Metal Meeting“ zu schrauben. Jedoch, die Stunden hier in Potsdam mit Nadine und Dirk waren in jeder Beziehung lohnenswert und so fahre ich entsprechend zufrieden Richtung Heimat…naja und ein Pilsener gibt’s auch bei Evil 🙂

Steckbrief:

Dirk (36) Drucker

Fan und Fanzine Macher

Auf die Frage, welche Musik Dirk konsumiert hat, bevor er den “besseren” Weg einschlug, redet sich dieser gern mit „…wir hatten ja nix, so kurz nach der Wende“ raus. Aha. Ja aber Techno & Eurodance? 😉 Ok, Schwamm drüber, das heilt ja wieder.

Jedenfalls schaute Dirk irgendwann im besten Teenager Alter seinem Cousin über die Schulter, welcher statt über den Hausaufgaben zu brüten, lieber mit Tusche Iron Maiden Plattencover malte, dabei so Sachen wie Sodom hörend. Gut in Erinnerung sind ihm dabei vor allem die Texte vom „Mantelmann“ oder auch „Erwachet“ geblieben, die ersten Trigger waren gesetzt. Nur unwesentlich später gab es im TV die Übertragung eines Metallica Konzerts, welches – von Dirk spontan aufgezeichnet – seinen eigentlichen Einstieg in die Metal-Welt darstellen. Ab jetzt kümmerte sich der junge Mann um genau diese Band. Neben dem erbarmungslosen Anhören der aktuellen Scheibe (Reload) der Kalifornier, wurde von Dirk natürlich auch der Backkatalog beackert. Beim nächste Konzert der Band in Berlin, fand sich Dirk schon unter tausenden von Gleichgesinnten. Metal wurde bestimmend für Dirks Leben, vieles richtete er danach aus, und er stelle sich die Frage: was ist mein Part in dieser Szene?

Es sollte schon was sein, was er auch kann, und Instrumente zählten jetzt nicht unbedingt dazu. So entspann sich die Idee, ein Fanzine zu drucken, denn das kann er als Drucker. Bewaffnet mit Stift und Papier und später Aufnahmegerät erschuf er das Berlin/Brandenburger Szene Mag „Metal Guardian“ Dirk meint, seine Instrumente seinen praktisch Maus und Tastatur, und so geht dieses rührige Magazin alsbald in sein zehntes Jahr.

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