Live @ Pestbaracke – Ein Konzertbericht

Wir rollen durch die Nacht. Unser Ziel: Club Steelbruch in Eisenhüttenstadt zum 10 Konzertabend der Pestbaracke. Schön, dass ich heute kein Kraftfahrer sein muss. Trotz einiger Umwege erreicht die kleine Reisegesellschaft „Hütte“ kurz nach 19 Uhr, passt, ich liege im Zeitplan. Auto abstellen, orientieren, einmal ums Eck, da ist Licht, da geht’s rein. Am Eingang treffe ich sogleich Theresa aus dem Pestbaracken-Team, neben ihr Sarah – mit ihr werde ich gleich ein Fotoshooting für „Gesichter einer Szene“ durchziehen. Nach ungefähr einer Stunde sind wir damit fertig und ich stehe Viertel nach Acht vor dem Einlasstresen und frage nach der Gästeliste. „Yoah, haben wir, wie ist denn dein Name?“, fragt eine der beiden Damen freundlich. Ähh, ja wie könnte ich denn heute heißen? Das hatte ich weder mit Mike, ebenfalls aus dem Team, noch mit Theresa abgestimmt. Ich sage jetzt meine möglichen Bezeichnungen auf, die von meinem Klarnamen über Fotograf, bis hin zu Popper reichen. Das reicht leider nicht… „tut uns leid, steht hier nicht drauf“, bekomme ich etwas strenger zu hören. Ich hasse Gästelisten. Hm…”Über wen lief das denn?“ Ich nenne die beiden oben Genannten, es wird nach ihnen geschickt. Hinter mir möchte jemand eine Karte kaufen, es gibt jedoch keine mehr, erfährt er. Ich bin etwas erstaunt.

das Einlass-Team
das Einlass-Team
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Ausverkauft? Wann habe ich sowas kurz nach 20 Uhr hier in der Region das letzte Mal wahrgenommen? Theresa erscheint, mit einem kurzen Nicken bescheidet sie dem netten Duo, dass alles seine Richtigkeit hat. Ich bin drin. Sarah hat derweil auf meine Stativtasche aufgepasst. Auf meine Frage, wann die erste Band spielt, erfahre ich von ihr: halb Neun! Nun heißt es den Turbo einlegen, ich möchte zur ersten Band mein Licht aufgebaut haben! Meine Frau hat mich erspäht und fragt, ob sie mir ein Bier holen soll. Ahh, gute Idee. Nachdem sie zum Tresen marschiert ist, erscheint Sarah mit einem Frischgezapften für mich. Was für ein Service! Am linken Bühnenrand versuche ich nun an einem Rohr, welches von den Tiefton- zu den Hochtonlautsprechern führt, meinen ersten Blitz zu montieren. Das Rohr hat aber einen so fetten Durchmesser, dass ich etwas fummeln muss, bis es sitzt. Ab zur rechten Seite, das selbe Spiel, bis auf… ich muss es bei meiner Schrauberei irgendwie geschafft haben, das viertel Bier der neben der Box stehenden schwer tatoowierten Lady mittleren Alters zu Boden zu schicken, bemerke es aber erst nach einer kurzen Weile, als ich vom Blitz aufschaue. Die Lady sagt, nein, sie raunt düster: „Da war noch so viel drin!“, und zeigt mit zwei Fingern auf den jetzt leeren Becher. Wie peinlich! Öhm, warte mal, ich habe da drüben – ich zeige zur anderen Box – ein frisches Bier. Ich spurte also rüber, hole die Suppe und gieße ihr ihren Becher auf das ursprüngliche Maß auf. Sie ist zufrieden, ich beruhigt, flößte sie mir doch etwas Furcht ein 🙂 Weiter geht’s. Mike, welcher in der ersten Band Bass spielen wird, fragt: „Sach mal Peter, geil, dass du gekommen bist Fotos zu machen, wie lange brauchst du noch?“ Ähh…keine fünf Minuten, bin gleich fertig. Schnell noch Fotokoffer und Tasche im Backstage unterbringen, mit Bier und Kamera im Griff geselle ich mich unter die zahlreichen Gäste. Die machen schon mal alles richtig, und lassen die erste Band Parasite nicht links liegen, wie das ja gern gemacht wird, weil man draußen Rauchen und Quatschen „muss“, und weil es ja eh die erste Band ist, die keinen interessiert. Nicht so in Steeltown. Ich glaube, ich habe Parasite noch nie live gesehen, und wenn doch, dann nicht in dieser Besetzung. Das von mir tags zuvor angetestete YouTube Video offenbart jedoch, dass Ex-Suffelicious-Sänger „Shim“ einerseits passt wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer, der Band aber mit seinem unnachahmlichen Stil der Pausenuntermalung, wie auch der gesanglichen Performance, seinen Stempel aufdrückt. Und das meine ich ausgesprochen positiv. Kraftvolle mitreißende Songs, bei gutem Sound mit abgedrehtem Gesang, ein wirklich guter Start! Während der ersten Songs gesellt sich meine Frau zu mir, und reicht mir das Bier, welches sie mir zu Beginn schon holen wollte. Es gab wohl Anfangs ein Problem mit der Zapfanlage, was zu längeren Wartezeiten führte – als ich mir nach dem Gig der ersten Band und den ersten Fotos Nachschub hole, war davon nix mehr zu bemerken. Die Crew läuft also wie geschmiert und ist sehr nett! In der Umbaupause treffe ich auf alte Bekannte, sowohl aus Hütte, als auch aus meiner Heimatstadt, ein bisschen labern hier und dort, die Pause vergeht wie im Fluge. Nebenbei versuche ich Backstage ein paar Fotos der sich vorbereitenden Mucker zu machen. Es ist hier ziemlich dunkel, weshalb ich noch einen Blitz in die Bude lege, den ich immer dann aktiviere, wenn ich dort drin fotografieren will. Bevor nun Rogash sich am Publikum abarbeiten werden, gehe ich nochmal zu den Toiletten, wobei mir auffällt, dass einer der Rogash Gitarristen Gleiches im Sinn hat. Während ich meine Kamera im Koffer gelassen habe – weil ich auf Klo nur gaaaanz selten Fotos mache – hat er jedoch seine Klampfe stilecht dabei, sie lehnt aufgeregt in der Ecke und wartet, bis es los geht. Gespielt hat er sie hier dann doch nicht   Übrigens sind die WC’s angenehm sauber, also völlig okay, und ich beobachte später noch, dass auch Papiertücher nachgelegt werden, was ja nun auch eine Seltenheit im Konzertalltag ist. Wieder ein Pluspunkt! Rogash bieten dann hammerfetten Death Metal, sehr druckvoll, sehr treibend. Bei der ersten Ansage geht ein Schmunzeln ob des Thüringischen Dialekts durch die Reihen, ich find’s sympathisch. Zwischen zwei Songs spricht mich lächelnd ein mir fremder, junger Mann an: ”Coole Fotos hast von meiner Freundin gemacht!” Öhm, ja, ähh,  du bist der Freund von der Antje aus Dresden? So ist es, und mich freut es. Derweil drehen Rogash mit ansprechender Performance weiter am Rad. Nicht nur beim später zu hörenden Sepultura Cover gehen die Leute gut mit, Rogash treffen der Nerv der Anwesenden und haben somit alles richtig gemacht. Sehr gute Unterhaltung! Während der nun folgenden Pause kümmere ich mich um einen meiner Blitze und um neues Bier,  während mich ein gewisser „Henne” von hinten anquatscht. In meinem Alter ertappt man sich mittlerweile dabei, dass man – hat man jemanden ewig nicht gesehen, oder auch nur von ihm gehört – denkt: ach der lebt ja doch noch!   Wir freuen uns jedenfalls über das Wiedersehen und stoßen auf den schon bis jetzt gelungen Abend an. Die dritte Band des Abends macht sich bereit, den Steelbruch Besuchern in den Allerwertesten zu treten: Stallion. Die Jungs geistern ja – wie die meisten anderen Musiker – immer mal so durch den Club, die Mitglieder von Stallion fallen dabei allerdings schon etwas aus der Reihe. Als wären sie direkt den 80ern entsprungen, trägt jeder mehr oder weniger gängige Trademarks jener Zeit, wie: reichlich Nieten an den Lederjacken, allerlei Gebammel an den Klamotten, Spandex, Stonewash-Jeans, Stirnbander, Oberlippenbart, Vokuhila und Adidas Turnschuhe! Das verspricht interessant zu werden. So lautet denn auch die erste Frage während der Ansage zum nächsten Song: “…keine Ahnung, wie wir auf dieses Billing gekommen sind, aber hey, lasst uns Spaß haben, und das Beste daraus machen!” Also ab dafür. Die Mucke der Baden-Württemberger ist Heavy Metal in Reinform, schon beim ersten Song tönen einem wunderschöne Twin-Gitarren aller Judas Priest um die Ohren, wobei der Sänger stilecht eben auch sehr hoch singt. Das macht er allerdings wirklich gut. Die Band ist bei bester Spiellaune und wirkt in dem, was sie machen, sehr authentisch, was vom Publikum auch größtenteils honoriert wird. Ab der zweiten Hälfte haben Stallion ihre Zuschauer gut im Griff und die ersten Banger fangen vor der Bühne an zu feiern. Fazit: ein guter Kontrast zum deathmetallastigem Programm. Auf Disbelief bin ich vor etwas über zehn Jahren aufmerksam geworden, besonders hatte es mir damals der Song “Rewind It All (Death or Glory)” angetan, live habe ich die Combo aus Hessen allerdings nie zu Gesicht bekommen, entsprechend gespannt bin ich auf den nun folgenden Gig. Bevor ich überhaupt ein Foto einer Band auf einer Bühne mache, lasse ich mir und der Band immer so drei Songs Zeit. Im Club funktioniert das gut, bei Konzerten “großer” Bands ist man ja gezwungen genau in diesen drei Songs zu fotografieren. Der Vorteil im Club ist, dass die Bands erstmal ein Gefühl für die Bühne entwickeln und warm werden, und sich an den Sound gewöhnen können. Entsprechend locker werden die Musiker und die Chance auf aussagekräftige Fotos wächst. Also stehe ich im dicht gedrängtem Publikum und lasse Disbelief auf mich wirken. Wie bei den meisten, geht auch mein Kopp im Rhythmus hoch und runter, Disbelief haben unglaublich viel Groove, bei dem man sich unschwer nicht bewegen kann. Dazu kommt mit “Jagger”, ein sehr charismatischer Sänger, der das gerade frühere, düstere und auch melancholische Material mit echt krasser Stimme perfekt inszeniert. Ich gehe dann zum Fotografieren über, wobei ich immer mal inne halte und mich von der Mucke mitreißen lasse. Sehr geile Show! Im Zugabenteil kommt dann doch noch „Rewind It All”, es hätte mich auch gewundert, wäre der Song außen vor geblieben. Jetzt wird geheadbangt! Die Mütze fliegt bei Seite, die Kamera lege ich auf eine Box… die Crowd is am durchdrehen. Resümee: Ich hatte das Gefühl, die Gäste und Musiker in der Pestbaracke hatten eine sehr gute Zeit. Das Team hat alles fest im Griff gehabt, und ein straffer Zeitplan sorgte nicht – wie es bisweilen vorkommt – für lange Gesichter, sondern gute Unterhaltung. Genau SO muss das sein!!! Ich hingegen war noch nicht ganz fehlerfrei Wieder habe ich vergessen, die Setlisten zu fotografieren, ich hab die Grillbesatzung draußen nicht fotografiert, weil ich schlicht nicht einmal draußen war zwischendurch. Sachen, die mir später eingefallen sind. Immerhin habe ich trotz einiger Biere mein Equipment vollständig nach Hause gebracht, ich habe mich super amüsiert und glaube, die Pestbaracke kann in Zukunft öfter mit Besuch aus Guben rechnen. Bedanken möchte ich mich auf diesem Wege deshalb beim Pestbaracken-Team und den netten Menschen, die mir ein Bier ausgegeben haben

One Comment

  1. Scharelli November 1, 2016

    Auch wenn ich wegen anderer „Verpflichtungen“ nicht dabei sein konnte *schnief* , bietet dein Bericht mitsamt den Bildern einen guten Eindruck vom Abend. Der Spaß ist den Bands und dir anzumerken. Geil, geil, geil. Beim nächsten Mal wieder MIT mir 🙂

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