Ich stehe in Dresden/Strehlen vor der Haustür eines Altbau-Miethauses und klingle. Genauer gesagt, ich klingele an der Klingelanlage und – meine nicht eben leichte Stativtasche geschultert – klingele ich auch via Telefon meinen Gastgeber an. Nichts rührt sich. Ich weiß, dass die da sind! Mein Gastgeber, meine Frau, mein Sohn, die SIND da! Nichts! Nacheinander klingle ich jeden, immer reihum, die smarte Glasplatte wischend, auf deren Telefone an, dazu immer den Finger auf dem Klingelknopf. Die verarschen mich doch, ich weiß, dass die Klingel geht, ich bin vor ein paar Stunden hier durch die Tür – nachdem ich erfolgreich geklingelt habe!
Das erste Foto für „Gesichter einer Szene“ entstand vor fast genau 10 Monaten in Dresden. Heute nun, führt mich die Aussicht auf eine Party in kleinem, aber feinem Kreise zurück ins bezaubernde Elbflorenz. Bevor allerdings gute Musik und kühles Bier die Seele erfreuen werden, habe ich noch einen Foto-Termin mit Antje, selbst in der Szene als Fotografin tätig, das verspricht interessant zu werden. Der Kontakt mit Antje kam über Facebook zu Stande, bewusst sind wir uns wohl noch nicht über den Weg gelaufen, kennen uns also nicht, das wird sich nun ändern. Als Lokalität für unsere Fotosession schlägt Antje eine Art Industriegebiet im Norden Dresdens vor, was bedeutet, vom eher im Süden zu verortenden Dresden/Strehlen – wo mein Gastgeber sein Domizil pflegt – zurückzufahren. Zeit für eine Tasse Kaffee bleibt aber noch, die Fahrt wird vielleicht 20-25 Minuten dauern.
Meine erste Begegnung mit -K- fand 2010 im Gladhouse statt. Ich weiß nicht mehr, ob es beim Gig von Master im März, oder im Mai bei Six Feet Under war.
Jedenfalls stehe ich da so in Nähe der Bar, als mich so ein junger, bärtiger Mann ansprach: „Ehj, du siehst aus, als hättest du Ahnung von guter Musik!“. Ich war natürlich geschmeichelt, dass man mir das nun sogar ansieht, Ahnung von guter Musik zu haben, weshalb ich lächelte und sagte: „Stimmt“. „Dann musst du dir das hier mal anhören“, und hält mir eine CD im Cardsleeve entgegen. Ich nehme das Teil entgegen, lese den Schriftzug „Arroganz“ und sage:
„Cool, deine Band?“ „Jepp“, ist die Antwort, gefolgt von „dann bekomme ich vier Euro von dir!“ Hmm… ich hatte das Ding ja nun schon in der Hand, und fand das auch etwas übergriffig, zog aber grinsend meine Börse und nestelte nach dem Gelde, bei dem Gedanken, jetzt fast zwei Bier weniger zu haben.
Vier Monate nach meinem ersten Besuch in Schwarzenberg im Erzgebirge lenke ich das Gefährt an einem Freitagabend erneut die letzten Kilometer über bergige Landstraßen. Es ist mir irgendwie nicht gelungen, über Aue rein zu kommen. Das wäre streckentechnisch deutlich entspannter gewesen, die letzte Rückfahrt bewies es. Vielleicht bin ich einfach nur Masochist oder Egoist, oder ein Auto-Nazi.
Das jedenfalls denke ich – denken die – die hinter mir her fahren müssen. Ich fahre durchaus die gebotenen 50 in den gebirgigen Ortschaften, aber die Lichter der Nachfolgenden kommen immer näher, bisweilen sie mich überholen, innerorts, wahrscheinlich im 2.Gang mit 6500 Umdrehungen 😉